Archäologie:Alles wegen Editha

Reliquien und 3-D-Drucke: Am Sonntag wurde das Magdeburger Dommuseum "Ottonianum" eröffnet. Es führt in die Zeit des ostfränkischen Königs und römischen Kaisers Ottos des Großen.

Von Burkhard Müller

Es begann mit Editha. Lang galten die sterblichen Überreste der Königin als verschollen. Dabei befanden sie sich, wie der gestohlene Brief bei Edgar Allan Poe, genau dort, wo jeder hinsah, im Chor des Magdeburger Doms, exakt unter ihrem Grabmal. Das Grab selbst hielt man für leer - bis man im Dom in den 2000er-Jahren zu graben begann und auf eine kleine Kiste aus Blei stieß, die ihre Gebeine enthielt. Da war sie, die britische Prinzessin, die Otto der Große geheiratet hatte, ostfränkischer König, römischer Kaiser und Gründer des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, das von Ottos Krönung im Jahr 962 bis ins Zeitalter Napoleons Bestand haben sollte. Obwohl er nach ihrem frühen Tod wieder heiratete, wollte er neben Editha, die er nach Auskunft seines Chronisten sehr liebte, bestattet werden; und so geschah es. Bis heute befinden sich ihre Grabstätten in enger Nachbarschaft: die schlichte Grabplatte Ottos, vor der sich die Domherren noch Jahrhunderte später verneigten, bevor sie die Messe begannen; und das prächtige Denkmal Edithas, die vom Volk wie eine Heilige verehrt wurde. Sie war übrigens nicht die einzige Frau der Familie, der das geschah; drei weitere Königinnen und Kaiserinnen der sächsischen Dynastie, die mehr als hundert Jahre lang regierte, Mathilde, Adelheid und Kunigunde, wurden heiliggesprochen; und die fünfte, die Byzantinerin Theophanu, hat immer die Fantasie beschäftigt. Es sollte lang dauern, bis Frauen in Deutschland wieder solchen Einfluss und solches Ansehen gewannen, wie es damals der Fall war, vor tausend Jahren.

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