Das Erstaunlichste an der Documenta Fifteen war nicht, dass dort antisemitische Werke gezeigt wurden - das hatten manche vorher bereits erwartet. Am erstaunlichsten war die Unsicherheit im Umgang mit dem Streit. Und der war heftig: Die einen empörten sich über die Bilder mit judenfeindlichen Motiven, eines davon ein hundert Quadratmeter großes Wimmelbild mitten in Kassel, und über die erst mal ausbleibenden Reaktionen der Verantwortlichen. Die anderen behaupteten, sie dürften sich nicht äußern, manche beklagten Zensur, andere verlangten, die Ausstellung müsse sofort geschlossen werden. Für die nächste Ausgabe der Schau wurde teils die Streichung aller öffentlichen Gelder gefordert, teils strikte staatliche Aufsicht. Kulturstaatsministerin Claudia Roth geriet unter Beschuss, einige verlangten ihren Rücktritt.
Documenta und Antisemitismus:Einmischung unerwünscht
Am 20. Juni wurde das Banner des indonesischen Kollektivs Taring Padi verhüllt, nachdem dort eine antisemitische Darstellung entdeckt wurde.
(Foto: Peter Hartenfelser/Imago)Nachdem auf der Documenta antisemitische Bilder ausgestellt wurden, hat der Verfassungsrechtler Christoph Möllers ein Gutachten erstellt - mit erstaunlichem Ergebnis.
Von Jörg Häntzschel
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