Recherchen zum August 1944 in Amsterdam:Die "Wahrheit" über Anne Frank

Recherchen zum August 1944 in Amsterdam: Anne Frank führte Buch über ihr Leben im Versteck.

Anne Frank führte Buch über ihr Leben im Versteck.

(Foto: Imago Images)

Ein Jude hat das Mädchen verraten? Ein Buch aus den Niederlanden mischt Fakten, Vermutungen und fatale Sensationen.

Gastbeitrag von Jessica Durlacher

In den Niederlanden sorgte es für Aufsehen, international für Schlagzeilen: Die Publikation des Buches "Het verraad van Anne Frank" (Der Verrat an Anne Frank), das im März auch auf Deutsch erscheinen wird. Darin geht es um Ermittlungen nach dem Verräter, der am 4. August 1944 mit einem Anruf bei den Nazis jene Gruppe jüdischer Menschen verriet, die sich im Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht 263 versteckten. Ich befürchte, dass sich das spektakuläre Ergebnis dieser Untersuchung, die von den Ermittlern eines international operierenden "Cold Case Teams" auf Initiative des Filmemachers Thijs Bayens mit Unterstützung des pensionierten FBI-Agenten Vince Pankoke und Forschern aus dem In- und Ausland durchgeführt wurde, jetzt schon endgültig im kollektiven Gedächtnis eingebrannt hat: Es war kein SS-Mann, kein Kollaborateur, kein Schwarzhändler, der den Anruf bei der "Zentralstelle für Jüdische Auswanderung" tätigte, welcher zur Verhaftung der Untergetauchten führte - ein jüdischer Notar war verantwortlich für den Tod von Anne Frank. Arnold van den Bergh, führendes Mitglied des Judenrats, soll dem Sicherheitsdienst (SD) der Nazis die Adressen verschiedener Verstecke, darunter auch die der Franks, weitergegeben haben, um seine eigene Familie zu retten.

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