Buhs für Anna Netrebko, wieder einmal. In Mailands Opernhaus an der Scala singt sie bei der wie üblich von viel (Finanz-)Prominenz besuchten Spielzeiteröffnung strahlend agil und verjüngt die Leonora in Giuseppe Verdis Kriegs- und Hass-Epos „Die Macht des Schicksals“. Ihre ätherische Friedensbitte zuletzt ist ein Höhepunkt feinen Singens, großer Ruhe, magischer Tongebung. Trotzdem kassiert ausgerechnet Netrebko im zwölfminütigen Schlussjubel, das ist viel für die kühlen Mailänder, einige Buhs. Niemand weiß, was den Buhrufern in den Sinn gekommen ist, ästhetische Einwände gegen Netrebkos Singen dürften es eher nicht gewesen sein. Der demnächst scheidende Scala-Intendant Dominique Meyer vermutet laut italienischen Medienberichten, dass Netrebko dafür abgestraft wird, dass sie Russin ist. Das aber sei lächerlich. Netrebko hatte es nach Putins Einmarsch in der Ukraine vermieden, sich klar gegen den russischen Machthaber auszusprechen, das verübeln ihr manche bis heute, auch wenn die Sängerin jede Form von Krieg gebrandmarkt hat. Und Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala merkt an, dass es in kriegerischen Zeiten wie diesen höchst ungewöhnlich wäre, wenn es keine Proteste geben würde. Zudem haben Buhrufe bei der Scala-Spielzeiteröffnung eine lange Tradition.
Anna Netrebko:Die Königin von Mailand
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Anna Netrebko triumphiert bei der Spielzeiteröffnung der Scala mit Verdi. Trotzdem gibt es einige Buhs für sie – und Proteste vor der Oper.
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