Anklam (dpa/mv) - Ein bislang unbekannter Brief des deutschen Flugpioniers Otto Lilienthal (1848-1896) ist in den Sammlungen der US Airforce Academy in Colorado entdeckt worden. Der Brief aus dem Jahr 1893 ist an den deutschen Offizier und Luftfahrt-Publizisten Hermann Moedebeck gerichtet, wie das Lilienthal-Museum in Lilienthals Geburtsstadt Anklam am Donnerstag mitteilte. Der Inhalt sei aufschlussreich, weil Lilienthal bereits mitteile, dass die Serienfertigung seines Flugzeugs begonnen hat und erste Bestellungen vorliegen. Die ersten Verkäufe sind aus dem Jahr 1894 bekannt.
„Die Besteller der Apparate können vor Eifer kaum die Zeit abwarten, und schicken, damit sie nur ja recht prompt bedient werden, schon vorher die 300 Mk, welche ich fordern muß, ein. Wenn das so fortgeht, so kann das ja noch recht nett werden“, schreibt der Erfinder. Später verlangte Lilienthal dem Museum zufolge 500 Mark. Die letzten bekannten Verkäufe gingen 1896 an den Amerikaner Hearst und den Russen Schukowski. Sie sind heute im National Air and Space Museum in Washington und im Schukowski-Museum in Moskau ausgestellt.
Auf den Brief machte die US-amerikanische Luftfahrt-Historikerin Simine Short das Museum aufmerksam. Sie habe 1998 an einem Kolloquium in Anklam teilgenommen und stehe seitdem im Kontakt mit dem Museum. Wie der Brief an den deutschen Offizier in die USA gelangte, ist unbekannt.
Das Luftfahrtmuseum hatte 1993 den - bis dahin vollständigen - bekannten flugtechnischen Briefwechsel Lilienthals herausgegeben. Seit einigen Jahren dokumentiert es zudem einen virtuellen Nachlass.