Anke Engelke:"In Afrika habe ich mich zum Vollhorst gemacht"

Die Komikerin Anke Engelke über Witze als Entwicklungshelferin, Comedy im TV und die Rückkehr der Peitschen-Uschis.

Hilmar Klute

Ein Bürogebäude am Kölner Neumarkt. Die Aufzugtür geht auf und gibt den Blick frei auf eine Frau mit kurzem Haar, Designerbrille und Fahrrad. Sie zeigt mit dem Finger auf den Besucher und schreit: Stopp! Dann fängt sie an, mit der Hand auf die Knöpfe zu hämmern: "Was ist das für ein verdammter Dreck?", fragt sie und schiebt wütend das Fahrrad raus. Das war bestimmt Frau Engelke, oder? Öffentliche Generalprobe für eine neue Ladykracher-Staffel. Nein, Frau Engelke steht vier Stockwerke höher in einer Art Seminarraum; sie lächelt, isst Käsebrötchen und sagt: Ich wasch mir nur noch schnell die Hände.

SZ: Ich glaube ja, dass Sie einen Keller haben, in dem Sie alle komischen Frauen, die es im Fernsehen gibt, angekettet haben, damit Sie die Einzige sein können.

Anke Engelke: Dass ist eine selektive Wahrnehmung. Festketten! Das klingt ja unglaublich aggressiv.

SZ: Ja, geradezu sadistisch.

Engelke: Interessant. Ich neige natürlich überhaupt nicht zum Sadismus. Und alles andere kann ich bejahen. Ich muss ja irgendwas sammeln, um dann darüber zu reflektieren. Aber sadistisch bin ich nicht veranlagt, ganz im Gegenteil. Ich bin extrem gutmütig und sehr verständnisvoll. Ich antizipiere und mach mir Gedanken, wie etwas ankommen könnte, wenn ich diese Frauen darstelle.

SZ: Aber Ihr Humor ist voll und ganz der Schamverletzung verpflichtet.

Engelke: Ja.

SZ: Das ist der einzige Humor, der überhaupt geht, oder?

Engelke: Nein. Was ist denn mit dem Albernen und dem Grotesken?

SZ: Ist ja davon nicht ausgeschlossen. Es gibt einen anständigen Humor, den korrekten, den es in Deutschland fast überall gibt, und der sich noch aus den achtziger Jahren herübergerettet hat. Und es gibt Ihren, der an den Witz amerikanischer Komikerinnen erinnert.

Engelke: Okay.

SZ: Es gibt hier kaum komische Frauen.

Engelke: Der Horrortermin in meinem Jahr ist der Comedy-Preis, wo ich mich immer dezidiert öffentlich dazu äußern muss, wo die vielen lustigen Frauen sind. Warum es keine gibt und so. Interessant, dass Sie meinen Humor als amerikanisch definieren. Das wäre für mich: schnell, aktuell, modern. Und jetzt kommt ein dämliches Wort: frech.

SZ: Frech ist bisschen wenig. Würden Sie die amerikanische Komikerin Sarah Silverman als frech bezeichnen?

Engelke: Ach, da stecken Sie mich hin. Die ist ja total unkorrekt. Interessant, wie das, was ich mache, wirkt. Diese Frauen, die ich da im Keller einsperre - zu denen verhalte ich mich ja nicht sadistisch. Ganz im Gegenteil, ich möchte die Menschen, die ich zeige, nicht verletzen. Es geht mir ja um den Rezipienten.

SZ: Silverman hat eine sehr schöne Pointe: Sie sagt, ich sehe im Fernsehen afrikanische Kinder mit Hungerbäuchen und Fliegen. Aber ich würde denen kein Geld geben, das stecken sie doch nur in Drogen.

Engelke: Das hat sie bei einer Preisverleihung gesagt, nicht wahr?

SZ: Ein Witz, den man hierzulande gar nicht machen kann, oder?

Engelke: Wäre auf jeden Fall schwierig. Ja, aber wissen Sie was? Wie sind Sie hier nach Köln gekommen?

SZ: Flugzeug und Taxi.

Engelke: Dann müssen Sie mich aber an vielen Litfaßsäulen gesehen haben.

SZ: Nein, der Taxifahrer hat über seinen Gaspreis geredet, ich war abgelenkt.

Engelke: Ach, hatte der ein Gasauto?

SZ: Nein, er sprach über seine privaten Preise zu Hause. Aber: Litfaßsäule ...?

Engelke: Ich arbeite für Action Medeor, ein Medikamentenhilfswerk, das in der Dritten Welt hilft. Deshalb hängt in Köln ein Foto von mir mit einem schwarzen Kind auf dem Arm. Ein prämiertes Foto, das sehr gelungen ist, weil es nicht kitschig, rührselig oder doof pathetisch ist. Das Bild hat sogar einen gewissen Humor, weil dieses Kind mir an die Nase greift.

SZ: Ein freundlicher Humor.

Engelke: Ich mache bei meinen Afrika-Aufenthalten durchaus auch Witze, die man missverstehen könnte. Ich habe mich zum Beispiel bei meinem letzten Aufenthalt in Tansania vor eine Riesenmenge von Menschen gestellt. Für uns Gäste aus Deutschland waren Stühle aufgestellt. Dann wurden wir begrüßt mit Tänzen und so weiter.

SZ: Befremdlich.

Engelke: Man musste zwischendurch immer mal schärfen, wo man ist: Das sind wirklich schwarze Menschen, und ich bin wirklich weiß, ich komme mit Geld und Bonbons. Die haben für mich getanzt und gesprochen. Dolmetscher haben mir das Suaheli übersetzt. Und dann habe ich eine Rede gehalten, in der ich deren Sprache nachgeahmt habe. Ich hab mich zum Vollhorst gemacht, das war extrem albern.

SZ: Sie haben deren Sprache parodiert?

Engelke: Und deren Bewegungen, das ist eine regelrechte Frechheit.

SZ: Stimmt. Grönemeyer hätte mitgetanzt und Niedecken geweint. Aber die Kinder fanden das lustig?

Engelke: Ja, wobei ich keine Ahnung habe, ob das Parodistische auch in deren Wortschatz stattfindet. Ich weiß gar nicht, wie deren Humor ist. Ich wurde auch immer gefragt: Wie ist das, wenn du in Afrika bist? Heulst du da nicht die ganze Zeit und so.

SZ: Und? Haben Sie?

Engelke: Doch, klar natürlich, da wär man erst recht ein Klotz mit angeketteten Frauen im Keller, wenn man gar nicht durchdrehen würde, gerade bei der Aidskampagne.

SZ: Was war das Schlimmste?

Engelke: Die sterben ja einfach, man freundet sich an - wenn man da von Freundschaft reden kann.

SZ: Sie haben Leute kennengelernt und sterben sehen.

Engelke: Das klingt jetzt ein bisschen arg verkürzt, aber Waisenhaus und Aids - das Kind auf meinem Arm ist auch Aidswaise - das ist doof, zu wissen, die werden Schmerzen haben. Das Sterben ist noch mal ein anderes Thema, das liegt ja für alle an. Aber eine Familie zu haben, die den Verlust so früh in ihr Leben integriert - wie blöd ist das denn, das ist alles ganz elend. Aber da kann ich hier auch auf die Krebsstation gehen, wo die kleinen Kinder hocken, die keine Haare mehr aufm Kopp haben, dann kommt ein lustiger Clown und muss die zum Lachen bringen, damit sie noch ein bisschen was zum Lachen haben.

SZ: Das ist wirklich elend.

Engelke: Das ist immer elend, und wer da nicht heult, hat das missverstanden. Auch als Prominenter. Wenn man da hingeht und sich filmen oder fotografieren lässt, ist es auch falsch zu sagen: Jetzt bleib' ich cool.

SZ: Ist es dann vielleicht doch eher schäbig, solche Witze zu machen wie Silverman?

Engelke: Es birgt eine Gefahr. Da versteh' ich auch Kritiker und Passanten auf der Straße die sagen: Ach, der Comedy-Scheiß! Dat ist nich alles lustig. Oder auch das Volk im Blatt, das Feuilleton: Die haben immer ein bisschen recht, wenn sie warnen und sagen: Wenn man sich über alles lustig macht, dann plätschert es wirklich nur noch daher.

SZ: Kann man sagen, dass die deutschen Comedy-Clowns nur den schlechten Geschmack bedienen, während die Amerikaner tiefer in die Gesellschaft bohren?

Engelke: Da kommen wir für mich in einen schwierigen Bereich, weil ich differenziere. Es gibt diese Art von Humor, die finde ich gut, da bin ich ein Teil. Aber ich muss auch verstehen, was da draußen passiert, wie die Menschen auf der Straße, die Kritiker damit umgehen. Und die sagen: Vorsicht, wenn man jetzt noch über afrikanische Kinder Witze machen darf, was ist dann noch heilig, was ist dann die Schamgrenze? Sind Tabus nicht auch gut?

SZ: Ganz bestimmt. Aber dann gibt es auf der anderen Seite die Fernsehkabarettisten, die sich kaum etwas trauen, sich verkleiden und sagen, ich bin jetzt die Merkel, und der geb ich eine mit.

Engelke: Ich werde immer nach dem Unterschied von Comedy und Kabarett gefragt. Bei Mathias Richling muss ich nicht drucksen.

SZ: Der gefällt Ihnen?

Engelke: Ja, weil's denen ums Lachen geht, weil die nicht behaupten, ein Kabarettabend ist gut verlaufen, wenn die Leute ernst waren und sagen: "Recht hatta, alles scheiße hier!"

SZ: Aber denen geht es nur um die moralische Keule.

Engelke: Da kann man gerne drüber streiten, ob man die Mittel in Ordnung findet. Mir geht es nur um die Haltung. Vielleicht haben Sie zu viel von mir erwartet, aber grundsätzlich finde ich es einfach schön, Menschen zum Lachen zu bringen.

SZ: Sie bringen ja auch Menschen zum Lachen. Bei den Kabarettisten weiß man, wie es enden wird. Die wollen das Korrektiv der Macht sein, finden Sie das gut?

Engelke: Ich find das nicht pauschal gut, nein.

Lesen Sie auf der nächsten Seite von den Vorzügen einer sadistischen Gouvernante.

Dekadenz und Doofheit

SZ: Gott sei Dank. Diese unlustige Keiferei im deutschen Kabarett ist doch unfassbar öde. Sie dagegen verletzen Gefühle. Beispiel: Sie spielen eine Mutter, das Kind kommt rein und fragt, wo ist der Hund. Sie sagen, den mussten wir abschaffen, weil ...

Engelke: ...nein: Einschläfern ist das richtige Wort. Das muss ja weh tun.

SZ: ...weil er immer gestreichelt werden wollte.

Engelke: Das Kind kommt so raus (sie steht auf und macht wie das Kind): Wo ist Oskar, ich finde Oskar nicht. - Mama und Papa haben Oskar einschläfern lassen, der wollte zu viel schmusen, jetzt ab ins Bett.

SZ: Fabelhaft.

Engelke: Na ja, aber nur mit der Vorgeschichte: Sie kommt auf die Terrasse, die Eltern feiern im Garten und strömen so eine Dekadenz und Doofheit aus, die schon scheiße ist. Das Kind kommt, überreicht das Geschenk, die Mutter packt aus, ganz lieblos, wie sie es auspackt: Was ist das denn? Eine Ente. Das ist doch ein Stück Holz. Du weißt genau, dass Mama sich die Freisprechanlage gewünscht hat. Was soll ich denn mit einer Ente? Du gehst schnell ins Bett: Die Mama ist sehr enttäuscht.

SZ: Für Kinder einer der schlimmsten Sätze, die man sich vorstellen kann.

Engelke: Das ist ganz krass, wie die sich fühlen. Aber Kinder werden bei diesen Drehs alle gut betreut.

SZ: Für viele Kinder ist das, was Sie spielen, bittere Alltagsrealität. Das macht Ihre Satire ja auch so scharf in "Lippels Traum", wo Sie die kalte und sadistische Nanny Frau Jakob spielen.

Engelke: Spannend wäre das für Sie, das Making of zu kucken, weil ich auch zwischen den Tapes mit dem Jungen so umgegangen bin, um die Energie zu erzeugen.

SZ: So richtig schön im Gouvernantenton?

Engelke: Ja, ach, es ist schön, beim Catering, wo man privat rumsteht, auch mal durchzudrehen.

SZ: Irgendwie ist die Rolle auch sehr komisch. Eine Komik, die aus der Brutalität kommt. Kann man Komik nur aus der Tragik ziehen?

Engelke: Ja.

SZ: Sie sind eine große Tragödin.

Engelke: Ich spiele ständig tragisches Zeug. Es ist ja nicht das große Sichwegschmeißen, was ich mache. Ich brauche dazu auch den Alltag, und der ist ganz toll hier in Köln. Ihr Taxifahrer wäre für mich eine Quelle gewesen.

SZ: Die Frau, die gerade unten mit ihrem Fahrrad im Aufzug stand, würde Ihnen besser gefallen.

Engelke: Und wenn ich das jetzt eins zu eins so spielen würde, gäbe es immer noch Leute, die sagen: Ach komm hör auf, so was gibt's doch gar nicht. Oder ich spiele ein schlichtes Gemüt, Ulla, eine Blonde, die einen kleinen Sprachfehler hat und immer so Sachen sagt wie: Ich versteh das gar nicht, der hat gesagt, den hat da was gestochen und da müsste man saugen, aber den hat da gar nichts gestochen.

SZ: Mit einer solchen Frau hab ich mal in einer WG zusammengewohnt.

Engelke: Natürlich! Natürlich ist es keine Dokumentation, wir haben uns das ausgedacht, aber es hat ja Vorbilder. Sie müssen mich eigentlich noch fragen, warum ich das nicht selber schreibe, und warum das nur Männer sind.

SZ: Also?

Engelke: Weil ich nicht schreiben kann, und weil Männer besser beobachten können, ohne sich zu involvieren. Die wollen mit den ganzen Weibern nichts zu tun haben.

SZ: Wenn ein Mann schamverletzend ist, sagt man, das ist ein toller Zyniker. Sagt man bei einer Frau, das ist ekelhaft?

Engelke: Das hab ich noch nie gehört. Man hat mich noch nie für ekelhaft erklärt. Wenn männliche Komiker über Frauen sprechen, das sind so Klischees, das ist mir fremd.

SZ: Mario Barth bestreitet seine künstlerische Existenz damit.

Engelke: Mmh. Da kann man auch überlegen, ob ich, wenn ich Ihre ehemalige WG-Mitbewohnerin darstelle, mich eines Klischees bediene.

SZ: Dann hätte ich die nicht wiedererkannt. Solche Leute sind ja an sich auch nicht nur zum Lachen.

Engelke: Okay okay okay. Einsamkeit ist bestimmt auch ein Sujet.

SZ: Apropos: Wir müssen noch über das Fernsehen reden, über das jetzt wieder viel geklagt wird. War das früher nicht auch furchtbar? Sie sind selbst als Kind bei Peter Frankenfeld aufgetreten.

Engelke: Na ja, ich bekenne mich dazu, dass ich kein Problem hatte, Frankenfeld super zu finden. Ich hab's einfach gekuckt, da gab es keine Analyse. Ich komme aus normalen Verhältnissen, da war Fernsehen nicht das Wichtigste auf der Welt. Ich wurde gerufen zu Loriot, zu Eiskunstlauf...

SZ: Stimmt, früher wurde man noch zum Fernsehen gerufen.

Engelke: Kommt mal schnell! Eiskunstlauf! Das war eine Institution. Da wurden wir gerufen, und bei der Sportschau: Fußballballett!

SZ: Das war ziemlich . . .

Engelke: Das war total scheiße. Warum? Weil es albern war. Aber der Mensch, der das machte, kam nicht mit der Ansage: Ich mach jetzt was Albernes. Übrigens raff ich bis heute nicht, warum sich nicht rumgesprochen hat, dass man auch ausmachen kann. Und ich schimpf' auch gar nicht auf irgendwelche Fernsehverantwortlichen: Wie könnt ihr das nur machen, wie könnt ihr das nur reinstellen?

SZ: Früher wurde das ja auch nicht diskutiert. Es gab viel dummes Zeug zu sehen, und kaum jemand hat das als ernsthaftes kulturelles Problem empfunden.

Engelke: Man kann alles runterkürzen auf eine unglaubliche Aufgeregtheit, die ich ganz aufgeblasen finde. Man sollte sich mehr ums Kino kümmern. Ich zahle Geld, kaufe mir was Ungesundes zu essen und freu mich. Ich verstehe einfach nicht, wieso Fernsehen so ein dickes Ding ist.

SZ: Kinder sollten ohnehin besser draußen spielen gehen.

Engelke: Ja. Wir haben mit der Kreide Spielfelder markiert. Wir bauen 'ne Bude, wir gehen auf den Drecksberg, wir gehen ins kleine Wäldchen, wir gehen ins große Wäldchen. Wir haben hier in Köln in etwas kritischen Wohngebieten gedreht, da hingen so Kindertruppen rum. Die Großen waren schon ziemlich dämlich mit diesen komischen Frisuren: hier kahl, dann hier so hoch und die Mützen sitzen so auf den Haaren. Sieht total bescheuert aus.

SZ: Wir waren früher entschieden besser angezogen.

Engelke: Ich fand das besser. Schlichter auch. Dann versteh ich nicht, wie eierlos die sind. Wie sie behaupten, Eier zu haben und keine haben - gerade die Jungs.

SZ: Klar.

Engelke: Wir haben vor drei Tagen in Leverkusen gedreht, und da gingen kleine Grüppchen vorbei von Jungs, die Mädchen gingen hinterher. Die taten mir unglaublich leid, weil sie diese Jungs toll finden mussten. Aber die Jungs kriegten nicht mehr auf die Kette, als uns vom Fernsehen zu provozieren.

SZ: Was haben die gesagt?

Engelke: "Siehssu hässlisch aus!" Ich dreh mich um und frag: Ist das alles, womit du uns provozieren willst?

SZ: Schlagen die zu?

Engelke: Nee, um Gottes willen, da verrutscht ja irgendwie hier der Ring oder so oder die Frisur. Und wenn die schlagen, ist es ja noch lächerlicher, ganz läppsch. Wir waren nicht so. Das ist eine Läppschheit, die ich echt anprangere.

SZ: Die bräuchten vielleicht eine sadistische Gouvernante.

Engelke: Natürlich, weil man dann herausgefordert ist, clever zu sein, die werden ja alle gar nicht gefordert, die müssen alle gar nicht clever sein. "Bissu hässlisch!" Dann wär ich gern hingegangen und hätt gesagt: Ich hab's verstanden, es ist nur einfach nicht so'n toller Spruch. Willst du mich verletzen? Dann informier dich erst mal, wie das geht. Recherchier ein bisschen, check mich ab, kuck mich an.

SZ: Da haben Sie ja doch eine ganz klare Botschaft, die Sie den jungen Leuten mitgeben.

Engelke: Wenn ich im Kaufhaus Strümpfe kaufe und dann sind so zwei verhuschte Mädchen, die mich verstohlen anglotzen ... - jetzt kommen wir zu meinem Sadismus.

SZ: Ich wusste es.

Engelke: Ich stell die zur Rede. Wenn die so blöd kucken, geh ich zu denen hin. Dann erschrecken die und ich frage: "Was wollt ihr von mir?" Und dann sagen die Kinder: "Sind Sie Ladykracher? "

SZ: Was antworten Sie denen?

Engelke: Ich fang mit der Semantik an: Wie heißt das richtig? Dann sagen die: "Sind Sie die Frau von Ladykracher?" Das ist schon mal eine sehr, sehr schöne Frage - ja, das bin ich.

SZ: Das ist schon mal eine sehr, sehr schwarze Pädagogik.

Engelke: Ja, das geht alles mit der Peitsche. Die Peitschen-Uschis sind wieder da.

Anke Engelke, 43, ist Deutschlands beste Komikerin. Sie wurde in Montreal geboren, wuchs aber im Rheinland auf. In den siebziger Jahren begleitete sie Udo Jürgens als Sängerin auf einer Konzerttournee. Später moderierte sie Jugendsendungen bei Radio Luxemburg. Bekannt wurde sie 1996 mit der Sat-1-Wochenshow, von 2002 an mit der Sketch-Serie "Ladykracher" sowie mit der improvisierten Sitcom-Reihe "Blind Date", mit Olli Dittrich. 2004 moderierte sie als erste Frau weltweit fünf Monate lang auf Sat 1 eine Late-Night-Show, in Nachfolge von Harald Schmidt. Engelke wirkt auch in Kinofilmen mit. In der Paul-Maar-Verfilmung "Lippels Traum", der am 8. Oktober in die Kinos kommt, spielt sie die sadistische Nanny Frau Jakobs. Anke Engelke ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Köln.

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