Animationsfilm:Karaoke für Kuscheltiere

Lesezeit: 2 min

Im Animationsfilm "Sing" singen Scarlett Johansson, Matthew McConaughey und Reese Witherspoon als niedliche Tiere in einer Casting-Show vor.

Von Philipp Bovermann

Erinnert sich noch jemand an den Abspann von "Shrek", dem großen Hit aus den Anfängen des Animationsfilm-Booms? Als das Trick-Ensemble nach glücklich überstandenem Abenteuer noch ein bisschen zu "I'm a Believer" von Smash Mouth die Hüften schwang, war das nicht toll, wollte man sich nicht am liebsten den Popcorn-Eimer als Hut aufsetzen und mitsingen?

Leider wurde diese Feelgood-Karaoke in den letzten fünfzehn Jahren viel zu oft kopiert, und streckt man sie gar auf die Länge von 110 Minuten, dann kommt das Animations-Musical "Sing" dabei heraus, von den Machern der "Minions".

Es geht um einen Koala namens Buster, vom Typ her eine weichgezeichnete Danny-DeVito-Rolle: klein, rundlich und schlitzohrig, ein liebenswürdiger Hansdampf, der die Bühne liebt und ein Theater betreibt. Nur wird diese Liebe vom Publikum nicht erwidert, keiner kommt. Sein letztes Ass im Ärmel: Eine Castingshow soll's richten. Den nicht ganz unberechtigten Einwand seines Kumpels, wer sich heute noch für Castingshows interessieren soll, die ja in etwa zu "Shrek"-Zeiten ihren größten Erfolg hatten, schlägt Buster beherzt in den Wind. Schon bald steht ein Haufen putziger, singender Tiere vor der Tür. Aus diesem Kuschelknäuel schälen sich die Nebendarsteller und ihre Geschichten heraus, so wie man das von "Deutschland sucht den Superstar" kennt. Da gibt es zum Beispiel den Gorilla-Teenager, der unter dem Spott seines Verbrecherboss-Vaters beim Schmierestehen R 'n' B singt. Oder ein Stachelschwein, das die rebellische Rockgöre gibt. Man könnte nun auch noch die Schweinchenmutter erwähnen, die Taylor Swift imitiert, "Shake It Off", aber das Prinzip dürfte klar geworden sein. "Sing" ist das filmische Äquivalent zu einer vorweihnachtlichen Familienrunde "Singstar" an der heimischen Playstation.

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Falls Mami und Papi dabei langweilig wird, können sie heiteres Promi-Raten spielen. Denn die Figuren sind im englischen Original bis in die Nebenrollen hinein hochkarätig vertont, und diese A-Riege singt ihre musikalischen Parts auch selbst ein. Die im TV-Abendprogramm eingesammelte deutsche Synchron-Crew ist zwar weniger illuster, die Songs wurden aber zum Glück im Original belassen.

Es singen Scarlett Johansson, Matthew McConaughey und Reese Witherspoon. Die Songs, die sie darbieten, bewegen sich in puncto Bekanntheitsgrad auf demselben Level wie ihre Interpreten, erhebliche Teile des Produktionsbudgets dürften für Musiklizenzen draufgegangen sein. Man staunt ob der Schlagzahl, in der hier Hits von Frank Sinatra bis Lady Gaga abgefeuert werden und ein Gesamtgedudel bilden. Und seufzt dem Einfallsreichtum und der Cleverness hinterher, mit der Disneys "Zoomania" Anfang des Jahres das gleiche Grundszenario (verschiedene Tiere wohnen zusammen in einer Stadt) beackert hat. Vor allem angesichts der Parkwächter-Affen in "Sing", die aussehen wie Karikaturen von Afroamerikanern aus dem 19. Jahrhundert.

Sing , USA 2016 - Regie: Garth Jennings, Christophe Lourdelet. Buch: Garth Jennings. Produktionsdesign: Eric Guillon. Universal, 108 Minuten.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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