Angeben für Anfänger:Wir lassen den Dom in Frankfurt

Das "A-Team" hat es ans Licht gebracht: Die Traumfabrik Hollywood ist ein einziger Schlamassel voller peinlicher Patzer. Lernen Sie mitzureden über: Filmfehler.

Ruth Schneeberger

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(Foto: iStockphoto)

Das "A-Team" hat es ans Licht gebracht: Hollywood ist ein einziger Schlamassel voller peinlicher Patzer. Lernen Sie mitzureden über: Filmfehler. Was ist das? Ein Filmfehler (englisch: goof) ist ein Detail, das ungewollt in einen Film geraten ist. Typische Filmfehler sind Kontinuitätsfehler oder technische Fehler. Wenn also ein Schauspieler in einer Szene das linke und kurz darauf das rechte Bein in Gips hat. Oder wenn während einer heißen Kussszene ein Kamerakabel störend aufblinkt. Kleinere Fehler lassen sich inzwischen relativ einfach digital retuschieren, so dass zumindest zur DVD-Veröffentlichung die Details wieder glänzen. Größere, beziehungsweise inhaltliche Filmfehler fallen dagegen auf:  Kaum jagt das A-Team seit einer Woche durch die deutschen Kinos, melden sich auch schon die Kritiker zu Wort. Sie wollen nicht meckern, dass ihre Lieblingsserie aus den achtziger Jahren zum Blockbuster aufgeblasen wurde (das vielleicht auch), sie empören sich über die Dummheit in Hollywood:  Nun gut, wenn man schon ein paar Szenen in Deutschland spielen lässt, hätten die Drehbuchschreiber vielleicht einen Atlas zur Hand nehmen können, um nachzuschlagen, ob Deutschland wirklich in der Wüste liegt. Eine solche überqueren die Actionhelden nämlich bei innerdeutschen Flügen im Film. Deutsche Grenzpolizisten sprechen Norwegisch, der Kölner Dom steht in Frankfurt - und die Autokennzeichen, die führen die Buchstaben "FF" (Frankfurt/Oder). Aber das fällt vielleicht wirklich nur Deutschen auf. Jedenfalls gibt es inzwischen eine weltweite Bewegung, die sich selbst dazu auserkoren hat, genau jene Filmfehler ausfindig zu machen. Sie nennen sich FiF(Fehler-im-Film)-Forum oder "Die Seher" - und natürlich ist mit ihnen nicht gut Kirschen essen. Die Internet Movie Database listet inzwischen zu jedem Film alle gemeldeten Fehler auf, um die immer größer werdende Gemeinde von Besserwissern zu beruhigen - denn ohne sie ist inzwischen kein (Film-)Staat mehr zu machen. Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/kar/lala

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(Foto: Filmverleih: "Twilight - Bis(ss) zum Abendrot")

So machen Sie sich lächerlich: Wie, Sie gehen ins Kino, um sich den Film anzuschauen? Echte Seher gehen ins Kino, um herauszufinden, wie der Film hätte sein können - und wie er stattdessen geworden ist. Es interessiert Sie nicht, ob Bella in Twilight - Bis(s) zum Abendrot die Bissnarbe mal auf dem rechten und mal auf dem linken Arm zur Schau trägt? Oder dass in Karate Kid die Fluggesellschaft Air China nach Detroit fliegt, obwohl sie das im wahren Leben niemals tun würde? Oder dass in Knight and Day Tom Cruise mit Cameron Diaz auf dem Rücksitz seines Motorrades in Sevilla grinsend durch eine Horde wilder Stiere düst - obwohl solche Stiere nicht in Sevilla, sondern in Pamplona durch die Straßen getrieben werden? Wie sind Sie denn drauf? Und jetzt fahren Sie bloß noch Ihrem Sitznachbarn über den Popcorn-verklebten Mund, nur weil er Ihnen detailgetreu erzählen möchte, was in der nächsten Szene zu sehen sein wird, inklusive der Filmfehler, und wie der Film endet. Sie Kulturbanause.

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(Foto: dpa)

So schinden Sie Eindruck: Besser ist, sie treten selbst einem Verein zur Missachtung des Publikums bei, und tragen gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung ein Referat mit den größten Filmfehlern der Weltgeschichte vor. Da gehört natürlich rein, dass das Kind am Ende des Filmes Fluch der Karibik - Am Ende der Welt eine Zahnspange trägt, die es zu Piratenzeiten selbstredend noch nicht gab. Da hätten die Eltern ja wohl mal in einen Aus- und Wiedereinbau investieren können, wenn ihr Kleines schon ins Kino kommt. Unbedingt ist auch zu erwähnen, dass in dem Film Sissi - Die junge Kaiserin gleich mehrfach vom "Starnberger See" die Rede ist - und das, obwohl der doch zu königlichen Zeiten noch "Würmsee" hieß. Und dass Julia Roberts als Pretty Woman ihre Handtasche erst unter dem linken und Sekunden später unter dem rechten Arm trägt, das wird Ihr Publikum ebenfalls brennend interessieren. Sie lassen sich eben kein X für ein U vormachen. Solcherlei Vorträge, einmal mit dem passenden Filmmaterial aufbereitet, womöglich noch in der bereinigten Fassung hinterhergeschoben, können Sie bestimmt noch gewinnbringend anderweitig verwenden, zum Beispiel laden Sie Freunde unter dem Motto "Kinoabend" dazu ein - oder Sie tragen sie einfach in Anschluss an ihre 200-teilige Urlaubs-Dia-Show in geselliger Runde vor. Man wird Sie dafür bewundern, dass Sie ein Stück Realität zurück in diese verträumte Filmwelt bringen.

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(Foto: Sony Pictures Releasing/ddp: Angelina Jolie in "Salt")

Zitieren Sie:  "Das Kino ist der Ort, an dem man viel über die Leidenschaft der Menschen erfährt - vorausgesetzt, dass man sich durch die Ereignisse auf der Leinwand nicht ablenken läßt." (Danny Kaye, 1913-87, US-Schauspieler) Und beim nächsten Mal haben wir wieder brandneue Besserwisser-Ware im Angebot. Bis Donnerstag!

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