Angeben für Anfänger:Das war die DDR - im Osten nichts Neues

20 Jahre deutsche Wiedervereinigung: Die Zeit zwischen Ampelmännchen-Ostalgie und politischer Aufklärung hat längst begonnen. Lernen Sie mitzureden über: die DDR.

K. Riehl

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Prototypen und Massenware: Autos aus Deutschlands Osten

Quelle: dpa-tmn

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Das 20-jährige Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung steht an, die Zeit zwischen Ampelmännchen-Ostalgie und politischer Aufklärung hat längst begonnen. Lernen Sie mitzureden über: die DDR.

Was ist das?

Die DDR war ein deutscher Staat, der von 1949 bis 1990 bestand. Mit vollem Namen hieß das Land Deutsche Demokratische Republik, wobei man bei näherem Hinsehen den Gründungsvätern fast ein wenig Selbstironie unterstellen möchte - denn die DDR war vieles, aber besonders demokratisch war sie nur im Selbstverständnis der Staatsgründer.

Die DDR verstand sich als realsozialistischer Staat, was bedeutete, dass allen alles, beziehungsweise niemandem irgendetwas gehörte.

Zu dieser Idee des Sozialismus gehörte selbstverständlich auch, dass man sich ohnehin stets in allen Fragen zum Wohle des Staates einig war - und es deswegen auch keinen Grund gab, freie und geheime Wahlen (wie wir sie im Westen kennen) abzuhalten. Und weil man davon ausging, dass es in diesem Land so wunderschön war, dass eh niemals jemand weg wollte, baute man auch gleich noch eine Mauer drumherum, damit sich niemand hinausverirrte.

Zum Schluss gefiel es Bürgern der DDR in ihrer deutschen demokratischen Heimat nicht mehr so gut, weshalb immer mehr Menschen über diese Mauer flüchteten, die Mauer am Ende fiel und aus zwei deutschen Ländern wieder eines wurde. Na ja zumindest vereinfacht gesagt.

Text und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/lala

Vater des Ampelmännchens gestorben

Quelle: dpa

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So machen Sie sich lächerlich:

Die Gefahren, sich bei einem Gespräch über die DDR lächerlich zu machen, sind gelinde gesagt: vielfältig. Neben den nicht nur bei diesem Thema allgegenwärtigen Risiken, sich aus historischer Unkenntnis zu blamieren, lauert hier vor allem die Gefahr, sich von all den lustigen Accessoires, die die im Osten so hatten, in die Ostalgie-Falle locken zu lassen. Klar, diese Ampelmännchen mit Hut sehen sehr viel lustiger aus als unsere langweiligen ohne Hut. Auch klar, so ein Trabbi ist eine ziemlich irre Kiste, deren größte Besonderheit wahrscheinlich ist, dass man mit ihr überhaupt fahren konnte.

Trotzdem: Ein allzu schmachtender Blick bei der Erinnerung an die gute alte DDR, vor allem von Mitzwanzigern aus Westdeutschland, die ihr Wissen über das Land eben doch nur aus Leander-Haußmann-Filmen oder diversen von Oliver Geißen moderierten und Kati Witt besuchten Fernsehshows beziehen, ist zu vermeiden. Unterlassen Sie auch lautes Summen der Titelmelodie des Sandmännchens, wenn jemand mit Ihnen über die Zahl der Maueropfer sprechen möchte. Und nehmen Sie Abstand von einer an den Film Sonnenallee angelehnten Tanzeinlage, wenn Sie vor dem Stasi-Gefängnis aus dem Touri-Bus steigen. 

Pressevorbesichtigung Kunstaktion '2000 Zeichen - inhaftiert'

Quelle: dapd

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So schinden Sie Eindruck:

Der Schluss, man könne in einem Gespräch zum Thema DDR punkten, indem man seine Zuhörer mit einer politikwissenschaftlichen Rede zum Thema diktatorischer Unrechtsstaat (das Bild zeigt das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen) unterhält, ist ein trügerischer. Gerade, wenn sich die Runde auf der Sommerparty schon auf die guten alten Spreewaldgurken und das Sandmännchen eingependelt hat, wird einem da schnell unterstellt, mit seinen Erläuterungen die Stimmung versauen zu wollen.

Eindruck machen können Sie am ehesten, wenn Sie Ihre Gesrächspartner mit möglichst absurdem Detailwissen überraschen.

Dazu bieten sich zum Beispiel die Feiertage im ehemaligen Arbeiter-und-Bauern-Staat an. Stellen Sie Fragen wie: Wussten Sie, dass es im Jahr 1975 zum ersten Mal einen Feiertag gab, der dann im darauffolgenden Jahr schon wieder abgeschafft wurde? Nein? Am 9. Mai 1975 wurde der Tag der Sieges gefeiert, ein gesetzlicher Feiertag in der UdSSR, der des Sieges über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg gedenkt.  

Oder Sie fragen: Wussten Sie, wie viele Autobahnkreuze es in der DDR gab? Keine? Drei. Das Hermsdorfer Kreuz, das Schkeuditzer Kreuz und das Schönefelder Kreuz.

Sollte Ihr Gegenüber die Antworten kennen, hat er oder sie höchstwahrscheinlich diese Kolumne gelesen.

Manfred Krug wird 70 Jahre alt

Quelle: dpa

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Zitieren Sie:

Im Zweifel vielleicht doch lieber jemanden, der dabei war - zum Beispiel den Schauspieler Manfred Krug:

"In der DDR hat man von mir eine Weltanschauung verlangt, ohne dass ich die Welt anschauen durfte."

© sueddeutsche.de/kar
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