Autor: Johann Wolfgang (damals noch nicht "von") Goethe
Buch: Die Leiden des jungen Werther, 1774, ein Briefroman
Um was geht es: Werther, der sich einfach nicht an einen Nine-to-five-Job gewöhnen kann, flüchtet aufs Land, blüht angesichts zahlreicher Blümchen und Bäumchen zu gefühlvollen Höchstleistungen auf, verliebt sich dann aber unglücklich in Lotte und sieht, vor lauter Weltschmerz, keinen anderen Ausweg als sich das Leben zu nehmen.
Was war der Skandal: Der Selbstmord an sich und der im Reportagenstil detailliert beschriebene, blutige Todeskampf Werthers.
Zitat: "Werther hatte man auf das Bett gelegt, die Stirn verbunden, sein Gesicht schon wie eines Toten, er rührte kein Glied. Die Lunge röchelte noch fürchterlich, bald schwach, bald stärker; man erwartete sein Ende."
Folgen: Ein Werther-Kult brach aus. Es gab Tassen und Bonbons mit seinem Konterfrei, der erste Roman Goethes wurde, in zahlreiche Sprachen übersetzt, ein internationaler Erfolg.
Das Problem dabei: Die schwärmerischen Jugendlichen begnügten sich nicht damit, in blauem Frack mit gelber Weste melancholisch auf einem Baum zu sitzen, sie eiferten dem literarischen Vorbild nach und brachten sich reihenweise um. Das war natürlich überhaupt nicht mehr lustig.
Die katholische Fakultät von Leipzig verbot den Roman bis 1825 in ihrer Stadt, da er eine Apologie und Empfehlung zum Selbstmord sei. In der zweiten Fassung schrieb Goethe den Satz "Sei ein Mann und folge mir nicht nach" in sein Vorwort.