Angeben für Anfänger:Jauch(z)prinzessin

Wir bekommen ein neues Staatsoberhaupt. Zur Wahl stehen ein Mann mit Geschichte und einer mit Parteibuch. Die Deutschen aber wünschen sich den Mann aus dem Fernsehen. Alles was Sie wissen müssen über: Bundespräsidenten.

Katharina Riehl

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Wir bekommen ein neues Staatsoberhaupt. Zur Wahl stehen ein Mann mit Geschichte und einer mit Parteibuch. Die Deutschen aber wünschen sich den Mann aus dem Fernsehen. Alles was Sie wissen müssen über: Bundespräsidenten. Was ist das? Der Bundespräsident ist das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. In der Verfassung von 1949 wurde festgelegt, dass der Bundespräsident nicht viel echte Macht zur Verfügung hat - sondern vor allem repräsentative Aufgaben übernehmen soll. Der Bundespräsident ist also so eine Art schwedische Kronprinzessin. Nur meistens etwas älter und nur ganz selten genauso hübsch anzusehen.  Vom Bundespräsidenten erwarten die Deutschen, dass er in klugen und kritischen Reden der amtiereden Regierung hin und wieder die Meinung sagt. Dass wir derzeit in einer Art Bundespräsidenten-Vakuum leben liegt auch daran, dass Horst Köhler, der abtrünnige Amtsinhaber, es nicht so gerne hatte, dass seinen Reden kritische Meinungsäußerungen folgten.  Texte: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/bgr

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So machen Sie sich lächerlich: Zeigen Sie - um Peinlichkeiten zu vermeiden - nicht allzu deutlich, wie sehr Sie die europäischen Monarchien beneiden, und sich eine schillernde und vor allem bildschirmtaugliche Figur an die Spitze des Landes wünschen. Günther Jauch, so kann man immer wieder lesen, würde praktisch jedes Amt in dem diesem Lande ohne weiteres zugetraut. Das liegt natürlich daran, dass er im Fernsehen immer Geld verschenkt, was die Regierung zwar gerne ankündigt, dann aber doch selten tut. Günther Jauch wäre bestimmt ein hervorragender Bundespräsident/Kanzler/Papst/ZDF-Chefredakteur - was immer eben gebraucht wird. Doch ob die Bundesrepublik ihm die selben Privilegien einräumen würde wie die ARD - er also neben seiner Tätigkeit in und um Schloss Bellevue noch Wer wird Millionär? moderieren dürfte - ist mehr als fraglich. Und mal ehrlich: Was ist nun wichtiger?

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So schinden Sie Eindruck:  Bei kaum einem anderen Thema ist es so leicht zu punkten wie beim Thema Bundespräsident. Das liegt vor allem an der Menge der bisherigen Repräsentanten des Landes - kennt man alle Namen und im besten Falle noch in der richtigen Reihenfolge ist man in so einer politischen Diskussion ja eigentlich schon fein heraus. Und wenn Sie dann zu jedem einen weiterführenden Satz wissen ... Also, von links oben nach rechts unten: Theodor Heuss (der erste Nachkriegs-Bundespräsident - das muss genug sein) Heinrich Lübke (der einzige Bundespräsident vor Horst Köhler, der vorzeitig aus dem Amt schied) Gustav Heinemann (nicht nur der Name jeder zweiten weiterführenden Schule in diesem Land sondern tatsächlich auch ein Amtsträger) Walter Scheel (stürmte 1974 mit dem Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" die Charts) Karl Carstens (dissertierte über den "gutgläubigen Erwerb von Pfandrechten an Grundstücksrechten") Richard von Weizsäcker (wurde - im Vorgriff auf seinen späteren Wohnort - in einem echten Schloss geboren) Roman Herzog (forderte den berühmten Ruck, der durch Deutschland gehen müsse) Johannes Rau (der gelernte Verlagsbuchhändler war unter anderem Ehrendoktor an der Fakultät für Bauwesen der Technischen Universität Dortmund) Horst Köhler (fuhr am allerliebsten nach Afrika - und trat dann zurück, bevor er im Auftrag seiner Amtes zur WM nach Südafrika hätte reisen können)

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Zitieren Sie: Obwohl man nicht einmal genau weiß, ob er das alles wirklich gesagt hat und inwiefern er schon von seiner Krankheit gezeichnet war: Wen soll man zum Thema Bundespräsident zitieren, wenn nicht Heinrich Lübke. Dieser hat in seinem Amt so großen Eindruck hinterlassen, dass Jürgen Trittins Vergleich mit Lübke Horst Köhler so verstimmte, dass er erst recht keine Lust mehr hatte, Bundespräsident zu sein. Heinrich Lübke machte sich einen Namen durch eine Reihe von Zitaten, die - ob echt oder nicht, man weiß ja, wie Zitate manchmal entstehen - für die Nachwelt bewahrt gehören:  Bei einem Besuch in Afrika, so eine der Legenden, soll Lübke folgende Begrüßungsformel gewählt haben: "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger." Legendär ist natürlich vor allem Heinrich Lübkes mehr kreativer Umgang mit der englischen Sprache: "Equal goes it loose" soll er gesagt haben, als es  - man weiß nicht genau was - ziemlich gleich losgehen sollte. In this sense: Bis nächsten Donnerstag!  Das Bild zeigt Lübke (rechts) mit General Johann Adolf Graf von Kielmansegg.

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