Angeben für Anfänger:Glaube, Liebe, Hoffnung

Julia Roberts macht Yoga auf der Kinoleinwand, bei RTL unterhalten sich Wahrsagerinnen mit toten Politikern. Lernen Sie mitzureden über: Spiritualität.

Katharina Riehl

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Julia Roberts macht Yoga im Kino, bei RTL unterhalten sich Wahrsagerinnen mit toten Politikern. Lernen Sie mitzureden über: Spiritualität.

Was ist das?

Das Wort Spiritualität kommt aus dem Lateinischen und auch ein bisschen aus dem Griechischen. Denn der Ausdruck "spiritus" hat ursprüglich nichts mit brennbaren Flüssigkeiten zu tun, sondern bezeichnet Dinge wie "Geist" oder "Hauch". Die Verbform "spiro" bedeutet: "Ich atme", was beides wiederum auf das Altgriechische zurückgeht und dort so konkrete Dinge wie "Geistigkeit" bezeichnet. 

Bei Spiritualität muss man zwischen einem spezifisch religiösen Sinn und einem eher allgemeingeistigen Sinn unterscheiden. Wähernd das eine auch immer eine geistige Verbindung zum Jenseits meint, ist bei der zweiten Bedeutung zum Beispiel auch all das gemeint, was auf einer Yoga-Matte stattfinden kann und wofür gerne mal ein Räucherstäbchen zum Einsatz kommt.

In diesen Tagen liegen beide Arten von Spriritualität ziemlich im Trend. Die eine weil die schöne Julia Roberts derzeit in einer Art 2,5 stündigem Kalenderspruch durchs Kino meditiert, die andere, weil eine RTL-Show die großartige Idee hatte, am Reformationstag mit dem Jenseits zu kommunizieren - und ein kleines Interview mit dem verstorbenen Politiker Uwe Barschel zu führen.

Text und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/jja

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Quelle: AFP

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So machen Sie sich lächerlich:

Weil man einem Menschen ja nicht immer auf den ersten Blick ansieht, ob er an die heilende Yogamatte oder doch mehr an die Kommunikation via Kristallkugel glaubt, ist der Schritt ins Fettnäpfen schnell gemacht. Insgesamt hat ein Gespräch zum Thema Spiritualität daher vor allem eine Besonderheit: Als Ungläubiger haben Sie in der Diskussion mit einem von guten Geistern beseelten Menschen keine Chance.

Versuchen Sie also nicht, Ihrem Gegenüber von der Unwahrscheinlichkeit eines Schutzengels zu erzählen. Sagen Sie nicht, dass Räucherstäbchen nach Füßen riechen und lassen Sie die Menschen in Ihrem Glauben, dass sie nach dem Tod als Tausendfüßler wiedergeboren werden könnten - oder als Prinzessin, je nachdem, wie sie sich im Leben so aufführen.

Für den Notfall hält der deutsche Phrasenfundus für ein Gesprächsthema wie dieses einiges an Allgemeinplätzen bereit, auf die man sich bequem zurückziehen kann. Sagen Sie, vom Spiritualitätsmissionar in die Ecke gedrängt, einfach Dinge wie: "Der Glaube versetzt Berge", "Die Hoffnung stirbt zuletzt", "Zu glauben ist schwer, nichts zu glauben ist unmöglich".

Uwe Barschel

Quelle: dpa

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So schinden Sie Eindruck:

Nehmen Sie selbst Kontakt zu Verstorbenen auf - meine Güte, es gibt so viel herauszufinden. Wie also kam Uwe Barschel (hier im Bild) in die berühmte Wanne? Was war los mit Marylin Monroe in jener Nacht im August 1962, als sie so viele Schlaftabletten aß, dass sie am nächsten Morgen nicht mehr aufwachte? Fragen Sie Elvis Presley ein für alle mal, ob er denn nun wirklich aus dem Leben geschieden ist - und vor allem wie.

Fragen Sie einfach drauflos - seien Sie höflich, aber ruhig direkt. Die Toten fürchten die Öffentlichkeit sicher weniger als zu Lebzeiten, seit sie so ganz ohne Paparazzi auf der Wolke sitzen. Denn die meisten verstorbenen Promiknipser, davon muss man wohl ausgehen, dürften zwecks der skandalöseren Fotomotive freiwillig in die Hölle eingezogen sein.

Leute-News: Sting

Quelle: dapd

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Zitieren Sie:

Keine Klappentexte von Selbsthilfebüchern mit Sonnenblumen auf dem Cover. Zitieren Sie Sting und das, was er über Yoga zu sagen hat:

"Yoga hilft einem, länger und besser Sex zu haben. Ich kann das schlecht erklären aber gut vormachen."

In diesem Sinne: Bis nächsten Donnerstag!

© sueddeutsche.de/kar
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