Angeben für Anfänger:Euros nach Athen tragen

Finanzkrisen und Staatspleiten: Alle sprechen derzeit über die Heimat von Homer und Costa Cordalis, doch kaum einer weiß, das Richtige zu sagen. Alles, was man wissen sollte über: Griechenland.

K. Riehl

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Sirtaki, oh

Quelle: SZ

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Finanzkrisen und Staatspleiten: Alle sprechen derzeit über die Heimat von Homer und Costa Cordalis, doch kaum einer weiß, das Richtige zu sagen. Alles, was man wissen sollte über: Griechenland.

Was ist das?

Griechenland ist ein südosteuropäischer Staat und am Mittelmeer gelegen. Die Deutschen fühlen sich dem Land mit den zahlreichen hübschen Inseln aus mehreren Gründen verbunden: Zum einen natürlich aufgrund der langen Geschichte und der beeindruckenden Fülle an Kulturschätzen (Homer, Akropolis, Costa Cordalis) inclusive vieler lustiger Götter für alle Lebenslagen. Zum anderen fährt der deutsche Tourist seit jeher gerne nach Griechenland, erfreut sich einer alten und immer noch sehr lebendigen Kultur (siehe Bild), des Ouzos und des brütend heißen Sandes an überfüllten Stränden. Derzeit sind uns die Griechen noch aus einem anderen Grund sehr nah: Die europäischen Freunde möchten sich gerne ein bisschen Geld von uns leihen, nur ein paar Milliarden Euro. Darauf am besten erst mal einen Ouzo.

Texte: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/bgr/ Bild: Hoch das Bein: Griechen beim Sirtaki, oh

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Quelle: SZ

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So machen Sie sich lächerlich:

Zunächst vermeiden Sie bitte allzu naheliegende Wortspiele: Reimen Sie nicht über die "siechen Griechen", vermeiden Sie Anspielungen auf die Pforten des Hades, an denen das Land jetzt stehe und die schreckliche Odyssee, auf die es sich begeben müsse. (Diese Regel gilt selbstverständlich nicht für die albernen Wortspiele, die in dieser Handlungsanleitung bemüht wurden.)

Ansonsten gilt: Da Debatten, bei denen es um größere Mengen Geld geht, aus Prinzip heikel sind, ist hier Folgendes zu empfehlen: Halten Sie im Zweifel mit Ihrer wirklichen Meinung hinterm Olymp. Auch wenn Sie also:

1. zu der Überzeugung gelangt sein sollten, dass die Griechen an ihrer Misere nun wirklich selber schuld sind, weil sie ihr fettes Gyros und Tsatsiki mit zu viel Ouzo und griechischem Wein heruntergespült und darüber ihre Staatsfinanzen aus den Augen verloren haben, und Sie

2. überhaupt nicht einsehen, warum ausgerechnet Sie, deutscher Steuerzahler und Freund italienischer Pasta nun für dieses Schlamassel aufkommen sollen:

Sagen Sie besser nichts, lächeln Sie versöhnlich, bestellen Sie noch einen Ouzo.

Foto: Mhm, lecker Gyros, Foto: AP

Akropolis, dpa

Quelle: SZ

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So schinden Sie Eindruck:

Viel besser dagegen sieht es aus, wenn Sie im Gespräch über das verschuldete Urlaubsland mit Allgemeinbildung gepaart mit einer ordentlichen Portion Kosmopolitismus aufwarten können: Plaudern Sie ein wenig über das antike Griechenland, das phantastische neue Akropolismuseum, vergleichen Sie die momentane Situation in Athen mit einer griechischen Tragödie Ihrer Wahl. Außerdem können Sie jederzeit auf das von Monty Python nachgestellte Fußball-Endspiel der deutschen gegen die griechischen Philosophen verweisen - es wurde von den Griechen gewonnen. Und: Bestellen Sie wieder einen Ouzo.

Bild: Die ehrwürdige Akropolis, dpa

Udo Jürgens, AFP

Quelle: SZ

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Zitieren Sie ...

... den Mann, der schon 1974 ahnte, was die Griechen von den Deutschen brauchen, um mit sich und der Welt ins Reine zu kommen:

"Sie sagten sich immer wieder: Irgendwann geht es zurück. Und das Ersparte genügt zu Hause für ein kleines Glück. Und bald denkt keiner mehr daran, wie es hier war."

(Udo Jürgens, Griechischer Wein, das ultimative Schunkel-Lied des deutschen Kneipenbesuchers, der sich in die heimwehkranke Seele des Exilgriechen hineinfühlt und zu den melancholischen Klängen, na klar, einen Ouzo bestellt.)

Foto: dpa

Und nächste Woche wird die Stimmung wieder besser. Versprochen!

© sde
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