So machen Sie sich lächerlich:
Wenn Sie sich schon freiwillig mit Ketchup eincremen lassen und sich nichts Schöneres vorstellen können, als sich mit einem Küchenmesser im Bauch auf den kalten Fußboden zu legen, bewahren Sie zumindest Haltung. Winken Sie also nicht in die Kamera - und bedenken Sie, dass man als Leiche im Fernsehen auch nicht Tante Hilde in Weilheim grüßen sollte.
Doch nicht nur beim eigenen Auftritt auf der Bühne des gebührenfinanzierten Mordens ist die Gefahr der Blamage gegeben. Auch im Gespräch am Montagmorgen im Fahrstuhl, bei dem mit ziemlicher Sicherheit jemand auf den Tatort vom Vorabend zu sprechen kommt, ist Vorsicht geboten.
Peinlichkeiten zu verhindern ist nicht schwer, wenn Sie eine goldene Regel beachten: Auf den Krimi des Vorabends angesprochen sollten Sie immer, wirklich immer, eine Meinung haben. Und Sie sollten nie, wirklich nie, ihrem Gegenüber zu verstehen geben, dass Sie Tatort-Schauen für spießig halten und Ihre Sonntagabende in der Regel nicht vor der Glotze verbringen.
Also, auch wenn Sie das so sehen sollten: Sagen Sie es nicht. Sagen Sie, dass Sie die Folge eine der besten der letzten Jahre fanden, oder die schlechteste. Sagen Sie, dass Sie der Meinung sind, das Leben der Kommissare habe diesmal zu stark im Vordergrund gestanden, oder sei viel zu wenig vorgekommen. Sagen Sie, die Einfachheit der Geschichte hätte Sie gepackt, oder sagen Sie, die Folge sein Ihnen zu abstrus gewesen. Für jede dieser Meinungen werden Sie jemanden finden, der Ihnen beipflichtet - und einen Rezensenten, der dasselbe geschrieben hat.