Angeben für Anfänger:Das Kreuz mit dem Faden

Der DFB-Vorsitzende Theo Zwanziger möchte so gerne mal am Sonntagabend eine Leiche spielen, überhaupt ist keine TV-Sendung so beliebt wie der öffentlich-rechtliche Mord. Lernen Sie mitzureden über: den "Tatort".

K. Riehl

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Streit um 'Tatort'-Vorspann

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Der DFB-Vorsitzende Theo Zwanziger möchte sonntags eine Leiche spielen - überhaupt ist keine TV-Sendung so beliebt wie der öffentlich-rechtliche Mord. Lernen Sie mitzureden über: den "Tatort".

Was ist das?

Ein Tatort ist in allererster Linie mal der Ort, an dem ein Verbrechen geschieht. Und weil der deutsche Fernsehzuschauer nichts so gerne sieht wie ein Duo Kommissare, das melancholisch um einen Toten herumschleicht und in den folgenden 87 Minuten den Urheber dieses Schlamassels sucht, ist der Tatort seit beinahe 40 Jahren auch die beliebteste deutsche Spielfilmreihe.

Der Tatort ist so beliebt, dass Prominente aller Art (auch die, die eigentlich nicht in den Verdacht kommen wollen, jeden Sonntagabend um 20.15 Uhr schon sehnsüchtig auf den Vorspann mit dem Fadenkreuz zu warten) gerne mal darin auftreten möchten. In dieser Woche äußerte der DFB-Präsident Theo Zwanziger den bescheidenen Wunsch, einmal in einem Tatort eine Leiche sein zu dürfen. 

Über die Frage, wer genau einst die Idee hatte, das Fadenkreuz über das blaue Auge zu legen, und wie viel Geld eine solche Idee wert ist, sind die Macher des Tatorts übrigens erst kürzlich selbst ins Fadenkreuz geraten. Beziehungsweise vor Gericht.

Text und Bildauswahl: sueddeutsche.de/kar/bgr

DFB-Chef Zwanziger: 'Tendenz' zu dritter Amtszeit

Quelle: dpa

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So machen Sie sich lächerlich:

Wenn Sie sich schon freiwillig mit Ketchup eincremen lassen und sich nichts Schöneres vorstellen können, als sich mit einem Küchenmesser im Bauch auf den kalten Fußboden zu legen, bewahren Sie zumindest Haltung. Winken Sie also nicht in die Kamera - und bedenken Sie, dass man als Leiche im Fernsehen auch nicht Tante Hilde in Weilheim grüßen sollte.

Doch nicht nur beim eigenen Auftritt auf der Bühne des gebührenfinanzierten Mordens ist die Gefahr der Blamage gegeben. Auch im Gespräch am Montagmorgen im Fahrstuhl, bei dem mit ziemlicher Sicherheit jemand auf den Tatort vom Vorabend zu sprechen kommt, ist Vorsicht geboten.

Peinlichkeiten zu verhindern ist nicht schwer, wenn Sie eine goldene Regel beachten: Auf den Krimi des Vorabends angesprochen sollten Sie immer, wirklich immer, eine Meinung haben. Und Sie sollten nie, wirklich nie, ihrem Gegenüber zu verstehen geben, dass Sie Tatort-Schauen für spießig halten und Ihre Sonntagabende in der Regel nicht vor der Glotze verbringen.

Also, auch wenn Sie das so sehen sollten: Sagen Sie es nicht. Sagen Sie, dass Sie die Folge eine der besten der letzten Jahre fanden, oder die schlechteste. Sagen Sie, dass Sie der Meinung sind, das Leben der Kommissare habe diesmal zu stark im Vordergrund gestanden, oder sei viel zu wenig vorgekommen. Sagen Sie, die Einfachheit der Geschichte hätte Sie gepackt, oder sagen Sie, die Folge sein Ihnen zu abstrus gewesen. Für jede dieser Meinungen werden Sie jemanden finden, der Ihnen beipflichtet - und einen Rezensenten, der dasselbe geschrieben hat.

TATORT - "Habgier"

Quelle: dpa

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So schinden Sie Eindruck:

Lassen Sie sich auf keinen Fall mit der Rolle einer für immer und ewig verstummten Leiche abspeisen. Beharren Sie auf einer Sprechrolle und in diesem Zuge natürlich auch auf einer möglichst intelligenten. Das ganz große Los hat hier einmal der ehemalige Fußballbundestrainer Berti Vogts (links) gezogen. In der Folge Habgier mit den Kommissaren Stoever (Manfred Krug, 2.v.r.) und Brockmöller (Charles Brauer, 2.v.l.) spielte er einen Nachbarn. Eine Zeile Text durfte er sagen - die aber hatte es definitiv in sich: "Gebt dem Kaninchen eine Möhre extra. Es hat uns das Leben gerettet."

" Schimanski - Hart am Limit "

Quelle: OBS

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Zitieren Sie:

Einfach, weil's so schön war, Horst Schimanski - Götz Georges Tatort-Kommissar mit Vorliebe zum proletarischen Ruhrpott-Slang im öffentlich-rechtlichen Gebührenprogramm: "Für mich ist die ganze Welt ein großer Arsch. Und die rechte Arschbacke, das sind die Amerikaner, ja. Die linke Arschbacke sind die Russen und wir hier in Europa, wir sind das Arschloch."

In diesem Sinne: Bis nächsten Donnerstag!

© sueddeutsche.de/kar
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