Angeben für Anfänger:Bitte lächeln

In dieser Woche warf Oliver Pocher sich in eine Lederjacke, fuhr zum Landgericht nach Mannheim und sprach über seine Lausemädchen. Lernen Sie mitzureden über: Parodien.

Katharina Riehl

4 Bilder

Prozess Jörg Kachelmann

Quelle: dpa

1 / 4

In dieser Woche warf Oliver Pocher sich in eine Lederjacke, fuhr zum Landgericht nach Mannheim und sprach über seine Lausemädchen. Lernen Sie mitzureden über: Parodien.

Was ist das?

Der Begriff der Parodie geht auf ein griechisches Wort für ein "verstellt gesungenes Lied" zurück, womit letztlich nichts anderes gemeint war als das, was man sich heute unter einer Parodie vorstellt: eine verspottende Nachahmung.

Jede Parodie lebt von der Übertreibung, weswegen Oliver Pocher bei seinem Auftritt als Wettermoderator K. vor dessen Prozessauftakt in Mannheim ankündigte, für sich und seine Lausemädchen auf der Suche nach einer 14- bis 20-Zimmer-Wohnung im Raum Frankfurt zu sein. Obwohl man natürlich letztlich nicht weiß, wie viel da übertrieben werden musste. Was einer guten Parodie dann ja auch wieder nicht schadet.

Texte und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/lala

Hape Kerkeling

Quelle: dpa

2 / 4

So machen Sie sich lächerlich:

Die Parodie wenig beliebter Zeitgenossen durch umso beliebtere Komiker ist grundsätzlich ja ein eher dankbares Gesprächsthema. Um die Gefahr eines unglücklichen Auftritts möglichst gering zu halten, ist angeraten, sich selber mit der Nachahmung der Parodie zurückzuhalten. Vermeiden Sie also Versuche, die Horst Schlämmer'sche (Foto) Schnappatmung zu imitieren, bei deren Einübung sich Hape Kerkeling sicherlich einige Male an Schlämmers künstlichem Gebiss verschluckt hat.

Eine typische Falle beim Geplauder zum Thema Parodie sind natürlich Edmund Stoiber und Franz Beckenbauer. Insofern, als die beiden leicht zu der Annahme verführen, dass eigentlich jeder ein guter Parodist sein kann. Dass man einfach ein paar Mal die Wörter "Hauptbahnhof" und "zehn Minuten" beziehungsweise die Laute "Ja, gut äh" in leicht bairischem Tonfall in die Menge werfen muss, um seine Zuhörer zu unterhalten. Doch, das lassen Sie sich gesagt sein: So lustig wie Edmund Stoiber selbst ist ja eigentlich niemand.

RTL: Keine Talkshow mit Eva Herman

Quelle: dpa

3 / 4

So schinden Sie Eindruck:

Punkten können Sie zum Thema Parodien wie so oft, indem Sie mehr erkennen als Ihre Mitmenschen. Enttarnen Sie all die Menschen, die unter dem Deckmantel der Normalität durchs Leben laufen und nicht bereit sind, öffentlich zuzugeben, dass Sie seit Jahren ihre Umwelt mit einer perfekt durchdachten Parodie an der Nase herumführen. Lassen Sie sich nicht blenden. Diese blonde Frau zum Beispiel, die inzwischen seit mehreren Jahren als ehemalige Fernsehmoderatorin mit Leidenschaft zum Kochtopf durch die Lande zieht, wollte ihr Publikum erst kürzlich mit steilen Thesen zur göttlichen Bestrafung singender Jugendlicher auf eine Rückkehr des Konservatismus in der Gesellschaft aufmerksam machen. Die Rolle ihres Lebens.

Oder kennen Sie den Mann, der in die Rolle des Bundesaußenministers geschlüpft ist, und in dieser Funktion über faule Hartz-IV-Empfänger und antike Völlerei erzählt? Wie kaum einem anderen gelingt es ihm, jene Gesellschaftssicht aufs Korn zu nehmen, die Arbeitslose und andere vom Leben wenig reich Beschenkte in eine gesellschaftlich nicht gerade kuschelige Ecke drängen will.

Oder dieser grauhaarige Typ, der mit so komischen Sätzen über Gene bestimmter Völker gegen den Rassismus . . . na ja, Sie wissen schon.

DER GROßE DIKTATOR

Quelle: OBS

4 / 4

Zitieren Sie:

Die Mutter aller Parodien. Zitieren Sie Charlie Chaplin in seiner Rolle als der große Diktator Anton Hynkel:

"Nichts funktioniert! Nicht einmal der Füllfederhalter ist angespitzt!"

In der Hoffnung, dass bei Ihnen alles besser funktioniert: bis nächsten Donnerstag.

© sueddeutsche.de/kar
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: