Angeben für Anfänger:Alles Geld der Welt

Vor wenigen Tagen wurden wieder einmal die reichsten Menschen Deutschlands bekanntgegeben. Weil man über Geld aber ja angeblich nicht sprechen soll - lernen Sie mitzureden über: Milliardäre.

Katharina Riehl

1 / 4
(Foto: AP)

Was ist das? Ein Milliardär ist ein Mensch, der in Besitz von einer Milliarde ist (Euro, Dollar, je nachdem), also von 1000 Millionen (Euro oder Dollar). Abhängig davon, in welcher Währung die betreffende Person ihre Münzen zählt, spricht man von einem Euro- oder einem Dollar-Milliardär. Gerade den deutschen Milliardär kann man auf der Straße meist nicht auf den ersten Blick erkennen, er tarnt sich oft mit grauem Haar, einem auch sonst eher unscheinbaren Äußeren und häufig mit einer besonderen Leidenschaft für Discountmärkte. In dieser Woche wurden wieder einmal die reichsten Deutschen bekannt gegeben. An der Spitze stehen neben den Eigentümern des Kaffee- und Kindersockenproduzenten Tchibo und der Pharma-Firma Braun auch die Brüder (beziehungsweise deren Nachfahren) Albrecht, die Aldi-Familie, der Besitzer der Kette Lidl und die Familie Dr. Oetker. In den USA derweil verdienen die Superreichen ihr Geld seltener mit günstigem Käse und Großpackungen Cornflakes, dafür oft mit Chips (nicht die aus Kartoffeln) und dem, was man aus ihnen alles basteln kann: Auf Platz eins steht dort wie eh und je Microsoft-Gründer Bill Gates. Sein Vermögen wird auf 54 Milliarden Dollar geschätzt. Text und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/bön

2 / 4
(Foto: dpa)

So machen Sie sich lächerlich: Grundsätzlich, das ist klar, kommt es bei einem Gespäch zum Thema Milliardäre mehr denn je darauf an, ob sie sich gerade bei einem Fest in einer Gartenvilla oder vielleicht eher in einem Schrebergarten befinden. Da sind die Möglichkeiten, sich zu blamieren, von sehr unterschiedlicher Natur: 1. In der Gartenvilla: Auch wenn Sie der Meinung sind, dass niemand, aber auch gar niemand, 54 Milliarden Dollar braucht, um das Leben zu führen, das er sich sicher verdient hat: Sagen Sie es nicht. Man gilt ja schnell als missgünstig, wenn man sich hinstellt und laut darüber nachdenkt, wie viele Flaschen Aldi-Champagner sich Karl Albrecht leisten könnte, beschlösse er, sein Vermögen derart zu investieren. Will da wahrscheinlich niemand hören. 2. Im Schrebergarten: Wenn gerade die Grillwürste auf die Plastikteller geworfen werden, fallen sie eher dann negativ auf, wenn sie die verbreitete Aufregung über den Besitz großer Mengen Geldes nicht teilen wollen. Sagen Sie also nicht solche Sachen wie, dass ja jeder hier am Tisch mit der richtigen Portion Ehrgeiz und Einsatz zu ähnlichem Reichtum hätte gelangen können. Sagen Sie besser auch nicht, dass das mit der Verteilung des Wohlstandes an alle Bürger ja schon einmal nicht geklappt hätte. Will da wahrscheinlich niemand hören.

3 / 4
(Foto: dpa)

So schinden Sie Eindruck: Da es bei diesem Thema quasi unmöglich scheint, wirklich positiven Eindruck zu hinterlassen, sei empfohlen, dass Sie am besten einfach gar keinen Eindruck machen. Befolgen Sie einfach die denkbar simpelste Regel, die Ihnen von Kindesbeinen an mitgegeben wurde: Über Geld spricht man nicht. Also, lenken Sie ab. Jeder einzelne Milliardär hat ja irgendetwas getan, um sich seine Milliarden zu verdienen. Erötern Sie also die Frage, welche der Dr. Oetker-Puddingsorten Ihnen am seltensten am Topf festklebt. Auch das Geschäft für Skiunterwäsche, Tchibo, das sich seit Jahren mäßig erfolgreich als Kaffeehandel tarnt, bietet immer ein Thema für völlig unverfänglichen Smalltalk. Sie können hier auch geschickt den Haken zu einem anderen Milliardär schlagen: Die Frage, ob nun die Inlineskates und Salzstreuer von Tchibo oder Aldi die besseren sind, ist ja schon lange ganz weit oben auf der Liste der liebsten Kassenschlangen oder S-Bahn-Gespräche.

4 / 4
(Foto: AP)

Zitieren Sie: An dieser Stelle gäbe es nun natürlich viele Möglichkeiten des salbungsvollen Ausspruchs, unterschiedliche Sätze, die erklären, dass Geld alleine nicht glücklich macht und wahrer Reichtum sowieso .. ach, Sie wissen schon. Zitieren Sie also lieber George Best, selbst wahrscheinlich kein Milliardär, aber einst ein großer irischer Fußballstar - der sich aber vor allem mit diesem Satz für die Nachwelt verewigt hat:   "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben ... Den Rest habe ich einfach verprasst." In diesem Sinne: ein schönes Wochenende und bis nächsten Donnerstag!

© sueddeutsche.de/kar - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: