Zeitdiagnose:Auf der Rückseite des Fortschritts

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Die gute alte Zeit – auch bloß Erfindung der Gegenwart: Kutschfahrt 2013 auf der Messe „Pferd International“ in München. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Berliner Soziologe und gefeierte Zeitdiagnostiker Andreas Reckwitz glaubt, der Westen müsse endlich lernen, mit Verlusterfahrungen klarzukommen.

Von Thomas Steinfeld

Geschichten vom Verlieren gibt es so viele, dass es in der katholischen Kirche eigens einen Heiligen gibt, der sich um Verlorenes kümmert. Das ihm gewidmete Gotteshaus steht in Padua, sein Grab hängt voller Zettel mit Verlustmeldungen und Dankschreiben für glückliches Wiederfinden. Und was verliert Voltaires Candide nicht alles, seine Freiheit, seine Geliebte und seinen Reichtum? Und was sagt Mephistopheles zu Faust, als dieser seinen letzten Augenblick festhalten will? Verloren ist alles und jeder. „Es ist so gut als wär es nicht gewesen“, spricht der Dämon und lobt stattdessen das „Ewig-Leere“. Literaturgeschichten der verratenen Liebe gibt es, der Großstadt oder der Heiterkeit. Eine Literaturgeschichte des Verlusts ist dagegen nie geschrieben worden. Sie wäre vermutlich mit der Geschichte der Literatur zusammengefallen.

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