Geschichten vom Verlieren gibt es so viele, dass es in der katholischen Kirche eigens einen Heiligen gibt, der sich um Verlorenes kümmert. Das ihm gewidmete Gotteshaus steht in Padua, sein Grab hängt voller Zettel mit Verlustmeldungen und Dankschreiben für glückliches Wiederfinden. Und was verliert Voltaires Candide nicht alles, seine Freiheit, seine Geliebte und seinen Reichtum? Und was sagt Mephistopheles zu Faust, als dieser seinen letzten Augenblick festhalten will? Verloren ist alles und jeder. „Es ist so gut als wär es nicht gewesen“, spricht der Dämon und lobt stattdessen das „Ewig-Leere“. Literaturgeschichten der verratenen Liebe gibt es, der Großstadt oder der Heiterkeit. Eine Literaturgeschichte des Verlusts ist dagegen nie geschrieben worden. Sie wäre vermutlich mit der Geschichte der Literatur zusammengefallen.
Zeitdiagnose:Auf der Rückseite des Fortschritts
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Der Berliner Soziologe und gefeierte Zeitdiagnostiker Andreas Reckwitz glaubt, der Westen müsse endlich lernen, mit Verlusterfahrungen klarzukommen.
Von Thomas Steinfeld
Soziologe Andreas Reckwitz:„Es herrscht ein völlig anderes Grundgefühl“
Der Soziologe und Milieu-Forscher Andreas Reckwitz über die rätselhafte Treue der AfD-Wählerschaft, die neue Kultur der Unerbittlichkeit – und den größten Fehler der liberalen Eliten.
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