Andreas Kümmert:"Ich habe geblutet"

Andreas Kümmert

Andreas Kümmert, 29, ist wieder auf Tour. Das Bild zeigt ihn bei seinem Auftritt am Donnerstag im Studio 7 in Panketal bei Berlin.

(Foto: Regina Schmeken)

Warum wollte Andreas Kümmert nicht beim Eurovision Song Contest antreten? Nun spricht er zum ersten Mal über die wirklichen Gründe.

Von Josef Kelnberger

Der Musiker Andreas Kümmert sitzt in der Künstler-Küche des Ampere, einer kleinen Konzerthalle in München, eine Station seiner Herbsttournee durch Deutschland. Auf der Küchenzeile stehen Gebäck und Obst, Wasser und Saft. Kümmert hat sich in ein Sofa versenkt, sein Smartphone liegt griffbereit neben ihm. Er sieht anders aus als damals beim Eurovision Song Contest. Der Rübezahlbart ist gestutzt, die Zottelmähne hat er abrasiert. Er ist freundlich gestimmt, obwohl er Journalisten eigentlich misstraut.

Ein gutes halbes Jahr nach dem deutschen Vorentscheid zum European Song Contest begründet der Musiker erstmals öffentlich seinen Rückzieher. Der Süddeutschen Zeitung erzählt er, er habe schon vor der Teilnahme am Vorentscheid unter Panikattacken und Todesangst gelitten.

Was ging ihm durch den Kopf, als er dann in Hannover siegte? Angst vor 200 Millionen Fernsehzuschauern? Keineswegs, sagt Kümmert. Die paar Minuten auf der Bühne hätte er locker hinter sich gebracht, wie immer. Aber was ihn schreckte, war die Aussicht, in Wien eine Woche lang eine Rolle spielen zu müssen. Der Rebell und Underdog, der mit dem Strom schwamm. "Jeder will da Antworten auf hirnrissige Fragen, für die ich keinen Nerv hätte. Das hat mir plötzlich eine Riesenangst gemacht." Deshalb, so sagt er, habe er spontan, ohne Rücksprache mit irgendjemandem, diese Wahl abgelehnt.

Anschließend brach eine Welle von Hassbekundungen aus den Sozialen Netzwerken über ihn herein. Unter den ständigen Beschimpfungen und Aufforderungen zum Selbstmord habe er sehr gelitten: "Ich habe geblutet", sagt Kümmert. Er habe damals gemerkt, "wie primitiv der Mensch in der heutigen Gesellschaft" sein könne: "Ich habe so richtig Hass empfunden." Dieser Ärger habe ihn auch selbst zu Ausfälligkeiten im Internet verleitet. Künftig will er gelassener reagieren - und seine Musik für sich sprechen lassen.

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