Amy Adams:"Mich kann niemand mehr einschüchtern"

Amy Adams: Amy Adams in der TV-Serie "Sharp Objects".

Amy Adams in der TV-Serie "Sharp Objects".

(Foto: Sky)

Der alte Sexismus der amerikanischen Filmindustrie beginnt langsam zu bröckeln, das ist auch Amy Adams zu verdanken. Bei den Golden Globes, die in dieser Nacht vergeben werden, ist die US-Schauspielerin gleich zweimal nominiert.

Von David Steinitz

Amy Adams, Jahrgang 1974, steht gerade an einem Punkt in ihrer Karriere, an dem Schauspielerinnen in Hollywood nach wie vor gerne zugunsten jüngerer Kolleginnen aussortiert werden - so circa aus dem Jahrgang 1994.

Dass der alte Sexismus der amerikanischen Filmindustrie zumindest langsam zu bröckeln beginnt, ist aber Darstellerinnen wie ihr zu verdanken, die nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer 44 Jahre Frauenrollen abdecken, die nicht bloß als hübsche Nebenfigur gedacht sind. Das zeigt sich exemplarisch bei den Golden Globes, den wichtigsten Filmpreisen neben den Oscars, die am Sonntag in Beverly Hills vergeben werden. Amy Adams ist in diesem Jahr gleich zweimal nominiert. Erstens für ihren Auftritt in der Tragikomödie "Vice", einem Spielfilmporträt über den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney. Der wird gespielt von Christian Bale; Adams ist seine Ehefrau Lynne, eine moderne Version der intriganten Lady Macbeth - die eigentliche Strippenzieherin hinter den politischen Intrigen ihres Mannes. Der Film kommt Ende Februar in die deutschen Kinos und ist einer der spannendsten und kontroversesten Starts des Kinojahres 2019.

Zweitens ist Adams für ihre Hauptrolle in der Thrillerserie "Sharp Objects" nominiert, eine achtteilige Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers, die zu den besten Serienproduktionen der zurückliegenden TV-Saison gehört. Darin spielt sie eine Journalistin, die nach Jahren in ihre kleine Heimatstadt zurückkehrt, um in einem Mordfall zu recherchieren. Vor allem aber hat sie mit persönlichen Baustellen zu kämpfen, mit Depressionen und Alkoholismus. Eine klassische Krimihandlung, die im Fernsehen schon vielfach durchexerziert wurde - aber eben fast immer mit einem Mann in der Hauptrolle.

Bei den Preisverleihungen in Los Angeles ist Adams mittlerweile Dauergast, sie war bereits neunmal bei den Golden Globes und fünfmal bei den Oscars nominiert und gehört zu den bestbezahlten Schauspielerinnen der USA. Dabei hatte sie zunächst keinerlei Verbindungen ins Unterhaltungsgeschäft außer ihrem Vater, der Berufssoldat war, aber in seiner Freizeit gerne kleine Theaterstücke schrieb, die er dann mit der Familie aufführte: Adams hat sechs Geschwister.

Geboren wurde sie in der norditalienischen Industriestadt Vicenza, wo ihr Vater eine Weile stationiert war, bevor die Familie zurück in den US-Bundesstaat Colorado zog. Die Eltern waren Mormonen und erzogen auch ihre Kinder streng gläubig. Trotzdem hatte Adams eine typisch amerikanische Kindheit und Teenagerzeit. Weil in den USA Jugendliche schon in ihren Schülerjobs auf ihre Entertainmentqualitäten getestet werden, war ihre Kellnerinnenzeit bei der Fast-Food-Kette Hooters, wo die Mädchen in knappen Tops und Shorts auf Rollschuhen servieren, sozusagen ihr erster Ausflug ins Showgeschäft. Eine Tätigkeit, die sie aber bald wieder kündigte.

Bald darauf bekam sie kleine Rollen in Boulevardtheaterstücken in der Provinz, die wiederum zu kleinen Rollen in Teenie-Serien führten - besonders groß war das schauspielerische Spektrum für ein junges Mädchen Ende der Neunziger in L.A. nicht. Richtig in Fahrt kam Adams' Karriere 2002, da holte sie Steven Spielberg für seine Komödie "Catch Me If You Can". Darauf folgte eine veritable Hollywood-Doppellaufbahn, weil Adams einerseits in vielen teuren Blockbustern wie "Die Muppets", "Batman v Superman" oder "Arrival" zu sehen ist, andererseits aber auch immer noch kleinere Filme wie "American Hustle" oder "Her" dreht.

Adams arbeitete schon mit einigen der größten Filmkünstler der Gegenwart, von Meryl Streep bis Clint Eastwood. Dass man es da auch nicht immer einfach hat, mit den vielen großen Egos im Geschäft, gibt sie gerne zu: "Ich habe mit einigen der gemeinsten Menschen der Welt gearbeitet - mich kann niemand mehr einschüchtern."

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"Sharp Objects" basiert auf dem Roman von "Gone Girl"-Autorin Gillian Flynn und erzählt von frauenfeindlicher Brutalität. Die Serie hat einen Beipackzettel verdient. Der Horror ist hier kein Monster, sondern die Gesellschaft selbst.

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