Alte Meister:Wein wie Blut

Veronese, Paolo

Was dieser Wein wohl taugt? Der Mundschenk betrachtet das hochgehaltene Glas in Paolo Veroneses Gemälde „Die Hochzeit zu Kana“, 1571.

(Foto: Herbert Boswank)

Das Verwandlungswunder einer Farbe: Die Dresdner Gemäldegalerie feiert nach der Restaurierung den Cuccina-Zyklus von Paolo Veronese.

Von Peter Richter

Auch wenn es gerade etwas unwahrscheinlich klingen mag, weil zuletzt von Dresden vor allem als Ort von Dissens, Vergnatztheit und zu vertiefender Risse die Rede war: Von hier stammte auch die Idee einer Diplomatie durch harmonisierende Genüsse - von Augusts des Starken "Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit" bis zu dem rührenden Entschluss seines Nachfolgers, lieber an der Wehrhaftigkeit zu sparen, wenn man dafür noch mehr Kunst anschaffen kann. Insofern ist es vielleicht kein Wunder, dass in der Dresdner Gemäldegalerie so auffallend viel dem Wein zugesprochen wird, Herkules torkelt, Bacchus zu Boden fällt und der Knabe Ganymed von Zeus entführt wird, um auf dem Olymp als Mundschenk zu dienen. Der beste - jedenfalls in önologischer Hinsicht überzeugendste - Mundschenk der Galerie ist aber ganz sicher der, den Paolo Veronese in seiner "Hochzeit zu Kana" nachschmeckend die Farbe im Glas betrachten lässt wie bei einer Kellerprobe irgendwo im Veneto, während Jesus so gebannt auf den Kenner schaut, als hätte er echte Sorge, was der gleich über Säure und Abgang seines soeben erst per Verwandlung aus Wasser hergestellten Weins sagen wird.

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