Filmstart:Inspiriert von einem Bild

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Alice Brauner ist Produzentin – probiert aber auch gerne etwas Neues aus und hat daher auch das Drehbuch zu ihrem Film über das Künstlerpaar Münter-Kandinsky geschrieben. (Foto: dts Nachrichtenagentur/IMAGO)

Alice Brauner spürt in ihrem neuen Werk dem Künstlerpaar Münter und Kandinsky nach. Und bleibt dabei nah an Originalquellen.

Von Josef Grübl

Bei vielen Filmproduzenten geht es bei der Projektakquise vor allem um Stars oder bekannte Vorlagen. Bei Alice Brauner ging es ins Arbeitszimmer ihres Schwiegervaters: Dort habe sie hinter einem Vorhang ein Stillleben entdeckt, erzählte sie im Sommer bei der Premiere ihres jüngsten Kinofilms. Das Bild habe ihr sehr gut gefallen, seine Schöpferin kannte sie nicht: Es war ein Originalgemälde von Gabriele Münter. Die berühmte Expressionistin studierte in München und war Mitbegründerin der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“. Berühmt war auch ihre große Liebe Wassily Kandinsky, der russische Maler ließ sie aber nach jahrelanger Beziehung sitzen. Später versteckte sie in ihrem Haus im oberbayerischen Murnau seine Werke vor den Nationalsozialisten. Diese Geschichte beschäftigte die 1966 in Berlin geborene Brauner nach ihrem Zufallsfund im Arbeitszimmer, das war der Anstoß zum Film „Münter & Kandinsky“, der gerade in den deutschen Kinos angelaufen ist.

Alice Brauner hat ihn mit ihrer Firma CCC Filmkunst produziert – und da sie sehr viele Bücher über das Künstlerpaar gelesen hatte und von einengenden Berufszuweisungen wenig zu halten scheint, schrieb sie auch gleich das Drehbuch des Films. Die promovierte Historikerin probiert gerne Neues aus, sie arbeitete unter anderem als Journalistin oder Fernsehmoderatorin. Der Kinofilm ist ihr Debüt als Drehbuchautorin, sie stützte sich dabei auf Briefwechsel und Tagebucheinträge von Münter und Kandinsky. Gesprochen mögen diese Briefe und Einträge anders klingen als geschrieben, doch die willensstarke Brauner bestand darauf, dass ihr Hauptdarsteller-Duo Vanessa Loibl und Vladimir Burlakov keinen Deut davon abwich. Auch einen gewissen Hang zur Didaktik hat die schreibende Produzentin, in ihrem Film wird viel erklärt und eingeordnet. Einigen mag das zu viel sein, doch Brauner möchte nicht nur ein Publikum aus Kunstexperten erreichen, sondern die große Masse.

Das hat sie von ihrem Vater übernommen: Der 2019 im Alter von 100 Jahren verstorbene Artur Brauner, Spitzname „Atze“, war Holocaust-Überlebender und einer der erfolgreichsten Filmproduzenten im Deutschland der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahre. Mit Heimat-, Schlager- und Abenteuerfilmen lockte er Millionen Deutsche in die Kinos, er arbeitete mit Stars wie Romy Schneider oder Regiegrößen wie Fritz Lang. Seine 1946 gegründete Firma CCC Filmkunst gibt es noch heute, der Rechtestock umfasst mehr als 250 Filme. Alice Brauner führt die Geschäfte ihres Vaters fort. Sie hat ihm versprochen, dass sie weiterhin Filme über die Opfer des Holocaust produzieren werde, so wie er es mit „Die weiße Rose“ oder „Hitlerjunge Salomon“ getan hatte.

Ein Verbündeter ist der eigene Ehemann, der gerne in Filme investiert

Einen Verbündeten fand Alice Brauner im Regisseur Marcus O. Rosenmüller, der nicht verwandt oder verschwägert ist mit seinem Regie-Kollegen Marcus H. Rosenmüller („Neue Geschichten vom Pumuckl“), aber regelmäßig verwechselt wird. Der in Berlin lebende Regisseur ist seit den 1990er-Jahren im Geschäft, er inszeniert überwiegend fürs Fernsehen. Alice Brauner und er kennen sich seit Jahren, „Münter & Kandinsky“ markiert eine weitere Zusammenarbeit der beiden. Im Jahr 2011 realisierten sie das Kinodrama „Wunderkinder“, auch darin erzählten sie von Künstlern in Kriegszeiten.

Ein weiterer Verbündeter ist Alice Brauners Ehemann Michael Zechbauer, der als Koproduzent ihrer Filme fungiert. Dafür hat er eine eigene Produktionsfirma gegründet, er investiere lieber in Filme statt in Yachten, sagte er bei der Premiere im Sommer. Der Münchner Unternehmer führt das traditionsreiche Unternehmen seiner Familie (Hüte und Zigarren) fort, nebenbei geht er seiner wahren Leidenschaft nach: Zechbauer malt, einige der Bilder in „Münter & Kandinsky“ stammen sogar von ihm.

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