Wechsel beim Rowohlt-Verlag:Alexander Fest geht zu dtv

Alexander Fest

Bürgerliches Kunstverständnis: der Verleger Alexander Fest im Jahr 2008.

(Foto: imago stock&people/imago stock&people)

Der langjährige Rowohlt-Verleger Alexander Fest wechselt nach München zum dtv und trifft dort auf seine Nachfolgerin bei Rowohlt, Barbara Laugwitz.

Von Felix Stephan

Der Hamburger Rowohlt Verlag kommt nicht zur Ruhe: Der Holtzbrinck-Konzern, zu dessen Buchverlagen auch Rowohlt zählt, gab am Freitag bekannt, dass Alexander Fest das Haus zum 31. Januar 2022 verlassen wird. Der ehemalige Verlagschef wechselt zu dtv nach München und soll dort "beratender Verleger" werden.

Fest war von 2002 an zwölf Jahre lang Verleger beim Rowohlt Verlag, bis er 2014 auf die eigens für ihn geschaffene Position des Editor at Large wechselte. Als Verleger hatte Fest unter anderem Jonathan Franzen und Jeffrey Eugenides nach Hamburg geholt, auch erfolgreiche deutschsprachige Autoren wie Daniel Kehlmann und Martin Mosebach werden mit Alexander Fest assoziiert. Als Sohn des Historikers und FAZ-Herausgebers Joachim Fest steht er für ein bürgerliches, literarisches, intellektuelles Verlagsprofil. Allerdings verwandelte er dieses Kunstverständnis regelmäßig auch in hohe Auflagen. Fest gilt al als leidenschaftlicher, genuin literarisch denkender Verleger.

Mit dem Wechsel zu dtv schließt sich nun in gewisser Weise ein Kreis: Auf der Position des Rowohlt-Verlegers folgte ihm 2014 die heutige dtv-Verlegerin Barbara Laugwitz. Weil Laugwitz sich zuvor beim Rowohlt-Imprint Polaris mit Bestsellern von Eckart von Hirschhausen und Ildikó von Kürthy einen Namen gemacht hatte, wurde der Wechsel an der Verlagsspitze im Feuilleton damals durchaus kritisch beäugt. Dass sie heute einen Verlag leitet, der für Alexander Fest offenkundig attraktiver ist als Rowohlt, ist eine interessante Pointe.

Zwei weitere Verlegerwechsel hat es bei Rowohlt seither gegeben: Auf Laugwitz folgte Florian Illies, auf Illies nach nur zweijähriger Amtszeit Nikola Bartels, die Anfang 2020 von Randomhouse zu Rowohlt wechselte. Bartels ist damit seit 2014 die vierte Verlegerin an der Spitze des Hamburger Traditionshauses.

Für Rowohlt ist die Personalie ein erheblicher Verlust, dessen ganzes Ausmaß sich noch erweisen wird. In der Branche ist es nicht unüblich, dass Autoren ihren Lektoren oder Verlegern folgen, wenn diese den Arbeitgeber wechseln. Barbara Laugwitz etwa hat Eckart von Hirschhausen von Rowohlt und Lukas Rietzschel von ihrer Zwischenstation bei Ullstein mit nach München geholt. Wenn Franzen, Kehlmann und Mosebach Alexander Fest ebenfalls folgen, verlöre Rowohlt einige seiner wichtigsten Autoren.

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