Der Mann, dem man nicht mehr traut, weil er die wirrsten Aluhut- und Reichsürger-Ansichten vertritt, will das Vertrauen zum Publikum zurückgewinnen, indem er auf seinem neuen Album über die Dinge singt, die am allermeisten Vertrauen brauchen: Liebe und Sex. Das funktioniert natürlich nicht. "Hin und weg" (Sony Music) ist ein stinklangweiliges Schlager-R&B-Album mit überwiegend deutschen Duseltexten, die beim ersten Hören bewusst unprovokant erscheinen. In "Anmut" besingt Xavier Naidoo zu einem spärlichen Neunzigerjahre-R&B-Groove die Grazie einer Frau, die eine Krone trägt, und er tritt in ihr Leben "wie in eine Kathedrale". Hallelujah. In "Aufgeregt" ist er schon weiter - zu sanft hingetupften Synthie-Akkorden heißt es da: "Wer weiß, was heute noch entsteht, ein erster Same ist gesät." Hier interessieren wirklich nur diejenigen Momente, in denen man meint, doch etwas Demokratiefeindliches heraushören zu können. Wie etwa im Eröffnungs-Stück "Alle meine Sinne". Da liegt ein gewisser Trotz in Naidoos Stimme (aufgrund der vielen Schelte, die er medial bekam?), und die Kombination der Zeilen "Hier ist etwas Furchtbares passiert" und "Wenn du hier bleibst, wirst du mich verlieren" verleitet zu Überlegungen wie: Wo ist hier, und wer ist du? Deutschland? Merkel muss weg, sonst geht Xavier? Falls hier tatsächlich die Hundepfeife schrillt und "Alle meine Sinne" so etwas wie eine Gesinnungs-Emo-Hymne für Reichsbürger ist - man könnte mit Tocotronic antworten: Aber hier leben, nein danke.