Sitzen fünf alte Indierock-Männer in der Kneipe. Was wie ein Witz-Anfang klingt, ist im Fall von Thees Uhlmanns Album "Junkies und Scientologen" das gefühlte Setting und eher traurig: Uhlmann hat sich zum Klampfen an einem an einem kleinen, klebrigen Stammtisch eingerichtet. Dort sitzen unverstandene Herrschaften in Lederjacken, die ein Talent für Metaphern und zeitlose Beschreibungen eines Bartresen haben. Heute aber fühlen sie sich mal mehr, mal weniger ernsthaft bedroht von Rappern, die ihnen die Frauen wegnehmen ("Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach HipHop Videodrehs nach Hause fährt"), einem Zeitgeist, der deutschpathetisches Geschrammel eher auf Antenne Bayern verortet - und, Hauptfeind jedes Gitarren-Truthers: der elektronischen Musik. Gerade letztere hat Uhlmann offenbar böse zugesetzt, weswegen er einen Song über den schwedischen Musiker Avicii geschrieben hat ("Avicii"). Der war so etwas wie das personifizierte Gitarrenrocker-Feinbild: Jung, schön, hyperkommerziell erfolgreich mit ganz schlimmem EDM. Avicii hat sich aber auch im vergangenen Jahr im Oman mit 28 das Leben genommen, da muss man nach vierzehn Astra natürlich noch mal draufhauen, ist doch eh schon alles egal: "Was machst du im Oman?", fragt Uhlmann, verbindet die Frage mit einer "Oh Mann"-Wortspielkatastrophe und wünscht "eine gute letzte Reise, zum Abschied leise winken". Kunst werde ja nicht schlecht, "nur weil das viele hören", zwinkerzwinker an die gröhlenden Rest-Indie-Kumpels. Kunst wird nicht gut, nur weil sie keiner hört.