Die ganze Wiedersehenskiste lohnt sich ja allein schon wegen "Adriano". Zu den auf ewig wunderbarsten Dingen an Popmusik gehört schließlich, dass sie sich, fast egal wie alt, fast egal wie mürbegespult, sofort wieder mit fausthiebwuchtiger Instant-Bedeutung aufladen kann. Und in Tagen wie diesen, in denen mehrere Tausend Rechtsextreme auf deutschen Straßen Jagd auf angeblich "ausländische" Menschen machen, kriecht die Kampfansage an jede Form von Rassismus ("Was wir reichen sind geballte Fäuste, keine Hände") sofort stahlkalt die Wirbelsäule nach oben. Und schickt, oben angekommen, kleine, schaurige Fieberschübe ins Gehirn. Das ist groß! Und sehr, sehr relevant. Davon abgesehen ist, das Album wäre sonst ja auch eine Themaverfehlung, nichts neu auf "SaMTV Unplugged" (Vertigo Berlin). Aber sehr viel gut gealtert. Samy Deluxe, der ja irgendwie auch auf ewig quasi-beste deutschsprachige MC, rappt in der auf akustischen Instrumenten umgesetzten Werkschau seinen eigenen Wikipedia-Eintrag herunter, muss ansonsten niemandem mehr etwas beweisen und tut es genau damit natürlich. Alle paar Songs tauchen Kollegen auf, die auf ihre eigene Art ähnlich gut sind (Stieber Twins, Beginner, Curse, Max Herre, Torch, Xavier Naidoo - um nur die älteren zu nennen). Die Band groovt wie Sau. Alles trägt Sepiafilter. Und ungefähr bei der Hälfte der 34 (in Worten vierunddreißig) Songs will der Gastgeber wissen: "Warum müssen alle immer mich haten - obwohl ich so gut rappe?!" Ganz gute Frage eigentlich.