Was würde Mozart wohl zu Deutschrap sagen? Fände er Streaming-Algorithmen standesgemäß? Und Auto-Tune cool? Derlei Gedankenexperimente gibt es auf "Orsons Island" (Chimperator/Vertigo), dem neuen Album der vier Rapper, die sich unter dem Namen Die Orsons zu einer Art Hip-Hop-Boygroup zusammengetan haben und mit ihrem ironischen, enorm unterhaltsamen Stil seit Jahren eine Leerstelle des Deutschraps erkunden - nämlich zwischen Fun und Ernsthaftigkeit, zwischen Old-School- und Gangsterrap, Popmusik und Trap, zwischen smartem Wortwitz, intimer Selbstbeobachtung und Zweifel als Grundmodus. Meistens treffen ihre Tracks mit erstaunlicher Zielsicherheit die goldene Mitte. Wenn sie nun also in "Dear Mozart" den "verehrtesten Wolfgang" postum befragen, dann geht es nicht nur um die musikalische Legitimität von Computer-Beats, sondern auch um "Autotune unrelated topics" wie das Selbstverständnis der Szene oder die politische Großwetterlage (Rechtsruck, Bürgerkrieg in Syrien, Strache auf Ibiza): "Diese Na... - ach, was sag ich, Nazis? Wolfgang, du weißt ja nicht einmal, wer Hitler war." Und da sind wir erst in der ersten von vier Phasen, die das Album durchläuft: "Kapitel 1: Virtuelle Realität - ewig schon wach". Auf Party und Zeitgeist folgt der Abgrund am Morgen danach, drittens Aufbruchsstimmung und schließlich ein paar (wie immer natürlich nicht einfache) Antworten. Dazu gibt es nebelverhangene Synthie-Flächen, vibrierende Basslines und reichlich Tempowechsel.