Und dann gibt es noch Roisin Murphy. Roisin Murphy ist seit mehr als zwanzig Jahren einzigartig im Glitzerpop. Ihre Musik ist gleichermaßen eingängig und versponnen, klang nach Club und doch irgendwie unnahbar, wie im White Cube produziert, um sie auch genau dort zu hören, während interessante schöne Menschen vorbeiflanieren. "Roisin Machine" (Skint Records/Warner) überrascht dagegen mit Disco-Funk. Stilbewusst ist der natürlich trotzdem, aber hier kommt der Stil aus den Beinen, nicht vom Konzept. Gut so. Wenn uns die Seuche auf Abstand hält, muss wenigstens die Musik körperlich sein. Die Diva mag übers funkige Stampfen "This is the simulation" hauchen, dabei ist es nichts als die Wahrheit. In "Kingdom Of The Ends" bugsieren einen dünne Achtziger-Bässe und Synthies zwar erst einmal in "Blade Runner"-Gefilde und "Something More" stapft ultracool durchs selbe Jahrzehnt, doch auf den nächsten Songs übernimmt wieder der Groove. Zusammen hält's Murphys famose Stimme. Und man versteht: Die Distanz bleibt wichtig. Aber sie ist sexy, nicht arty. Höflich, nicht abweisend. Roisin Murphy tritt niemandem zu nahe. Sie lässt jede in ihrem Kokon tanzen.
Darüber sollte man dann auch schnell wieder vergessen, dass Van Morrison am Freitag den ersten von drei Songs gegen die Corona-Regeln veröffentlicht, "No More Lockdown". Er behauptet darin - im Namen der Meinungsfreiheit natürlich -, dass die Virologen Fakten erfinden und "fascist bullies" an der Macht seien.