Alben der Woche:So viel Theater

Alben der Woche: Rufus Wainwright

Rufus Wainwright

(Foto: Tony Hauser/BMG)

Der Weltbeschmeichler Rufus Wainwright ehrt Judy Garland, Oscar and the Wolf leuchten. Und die deutsche Metal-Institution "Kreator"? Lotet den Hass aus.

Von SZ-Popkritikern

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(Foto: Label)

Rufus Wainwright - "Rufus Does Judy At Capitol Studios"

Große Kombination eigentlich: Der wunderbare Chansonnier, Indie-Vogel und Weltbeschmeichler Rufus Wainwright ehrt die 1969 verstorbene Schauspielerin und Sängerin Judy Garland. "Rufus Does Judy At Capitol Studios" (BMG Rights Management/Warner) ist in den genannten Räumlichkeiten in Los Angeles aufgenommen, der einstigen Heimat von allen, die bei Capitol Records und auch sonst wichtig waren und sind (also allen): neben Garland etwa Frank Sinatra, Nat King Cole, Dean Martin, Paul McCartney und von dort weiter bis ins Heute. Es klingt also absolut fantastisch - wohnzimmerwarm, enorm unaufgeregte, samtpfotige Eleganz, ganz feiner Schmelz. Es ist allerdings auch extrem auf Wainwrights sonst schon latent dramatische Stimme hinproduziert, die hier immer mal wieder arg ins Theatralische kippt. Alles drumherum gerät etwas zur Staffage. Anders gesagt: Instrumental-Arrangements, auch aus den Genres Jazz oder Big-Band, müssen nicht immer aufregend oder besonders raffiniert sein. Wenn der Frontmann derart operettenhaft wird, haben sie's dann aber halt mitunter schwer. Jakob Biazza

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Oscar and the Wolf - "Afterglow EP"

Mal ein sehr passender Albumtitel: "Afterglow EP" (Pias Recordings). Die Tracks von Oscar and the Wolf scheinen tatsächlich über dieses mysteriöse Leuchten zu verfügen - als wäre ein dämpfender Retro-Filter über sie gelegt, der Stress und Starre heraussiebt. Übrig bleiben groovy-säuselnde Melodien, ein melodisches Summen - und etwas, das man vielleicht auch als Preglow des Sommershören kann. Eva Goldbach

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Saya Gray - "19 Masters"

"You seem confused", singt die japanisch-kanadische Sängerin Saya Gray in "Little Palm". Dabei sind die 19 Songs ihres Albums "19 Masters" (Dirty Hit) ein stimmiger Gitarrenexkurs und überhaupt nicht verwirrend. Obwohl die Gefahr bestünde: Mal erstreckt sich ein Song über fast acht Minuten, manchmal ist ein Intro nur wenige Sekunden lang. In "Tooo Loud!" ertönt dann ein Gong. Und noch einer. Und dann stoppt die Musik für eine Minute. Danach: Vorsichtiges Pochen, windiges Flattern, monotones Sirren. In Summe: Eine grandiose Mischung aus dezenter Soul-Musik und Riesen-Pop-Experiment. Eva Goldbach

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Kreator - "Hate über alles"

Auch auf "Hate über alles" machen Kreator Musik, die die 80er-Jahre beschwört, aber zweifellos im und für das 21. Jahrhundert geschrieben wurde. Ein Stück Kohle zum Wärmen in unbehaglichen Zeiten. Und trotzdem ist da weit und breit kein reaktionärer Zug, keine kitschige Nostalgie, kein Flirt mit einer verklärten Vergangenheit. Insgesamt ist das gesamte Album weniger monumental als sein Vorgänger geworden. Dafür rauer, greifbarer, kompakter, dabei immer melodisch, mit perfekt arrangierten Twin Guitars. Ideal für Livekonzerte. Tobias Haberl

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