Herrlich, wie Bebel Gilberto sich mit ihrer Schlummerlied-Stimme in ein Bett aus weichen kühlen Bässen legt. Das neue Album der brasilianischen Sängerin, "Agora" (Pias), ist genau das, was man jetzt, da die Nächte zu heiß zum Einschlafen sind, gut gebrauchen kann. "Jetzt", "nun", "soeben" lautet der Titel übersetzt, und den Titelsong lässt die Tochter der Bossa-Nova-Legende João Gilberto und der in Brasilien ähnlich legendären Sängerin Miúcha mit Pizzicati auf verstimmten Celli beginnen. Musik von höchster Feinfühligkeit, die Gilberto mit einem bittersüßen Lächeln und hypnotischen Percussionen garniert. Ein bisschen Bossa-Trip-Hop-Feeling kommt dabei auch auf, nun ja, aber allzu seichte Lounge-Klischees durchkreuzt Gilberto mit viel Luft zwischen den Sounds und mit rhythmischer Komplexität. "Yet Another Love Song" zum Beispiel beginnt mit einem Fünf-Achtel-Samba-Swing, ein Rhythmus, der an sich schon leicht desorientierend wirkt. Darüber zählt sie dann auf Englisch und Portugiesisch von Null aufwärts, in einem wiederum ganz eigenen Tempo. Schöner könnte man die Startschwierigkeiten beim Sich-aufeinander-Einschwingen, wobei auch immer, kaum illustrieren.