Aloe Blacc kennt man als eine ziemlich gute Stimme des Revivals eines Genres namens Soul in den späten Nuller- und frühen Zehnerjahren. Oder aber von "Wake Me Up" 2013, einem dann doch eher fürchterlichen EDM-Folk-Track von Avicii, bei der nach anderthalb Minuten Blacc am Lagerfeuer die Autoscooter-Fanfaren donnern. Das ist jetzt aber auch schon wieder sieben Jahre her, und Aloe Blacc hat ein neues Werk namens "All Love Everything" (BMG Music) fertig gestellt. Und auch wenn darauf zwar nicht mehr die Fanfaren drohen, passiert leider doch etwas zu oft ähnlich fatales: Fängt ein Song wie "Family" zum Beispiel noch mit einem recht intelligenten Trio aus Rimshots, mit dem Handballen gedämpfter Gitarre und Blaccs nach wie vor sehr guter Stimme an, löst sich die rhythmisch gegenläufige Spannung in einem faden Gute-Laune-0815-Refrain mit "Despacito"-Harmonien auf, der auch, sagen wir, von Dieter Bohlen stammen könnte. Überhaupt scheint der Rückzug ins Private, das Durchhalten im schönen kleinen Familien-Glück ("Wherever You Go"), das man ihm natürlich gönnt, als die textlich offenbar einzige Inspiration dann doch eher dünn. Besonders eigenartig wird das beim Song "Harvard", wenn er sich selbst, immerhin ein Star mit einem Vermögen von ein paar Millionen Dollar, mit einer alleinerziehenden Single-Mutter mit zwei Jobs vergleicht und fragt: "Don't we all got issues?" Nun ja.