Ein imposanter Lockenschopf, ein Gesichtsausdruck zwischen in sich gekehrt, verpeilt, sanft spöttisch und selbstbewusst - Kurt Vile ist die ideale Inkarnation seiner Musik. "Bottle It In" (Matador), sein neues Album, klingt phantastisch unprätentiös. Dass einer der längsten Songs, "Bassackwards", auch einer der schönsten ist, spricht für sich. "I was on the beach, but i was thinking about the bay", singt Vile dort, wie als Gruß an Neil Young. Er muss den Vergleich nicht scheuen. Sein Talent, ungemein eingängige Riffs aus den Tiefen der amerikanischen Gitarrentraditionen von Country bis Grunge zu erfinden, ist das eine. Unwiderstehlich werden diese Riffs, weil er sie fast beiläufig, aber mit sicherem Gespür für Dramaturgie, über teils mehr als zehnminütige Songs vor sich hin eiern lässt. Dabei zaubert er mal eben aus einem cheesy Computerbeat eine verschrobene Hymne wie "Hysteria" oder lässt in "Come Again" ein lebensernstes Banjo hoppeln.