"Talent Borrows, Genius Steals", diesen Satz hat entweder Oscar Wilde bei T.S. Eliot geklaut, oder andersherum. Oder, noch wahrscheinlicher, beide bei Tocotronic. Kern der Botschaft ist, dass Themendiebstahl unter Künstlern in Ordnung geht - wenn die Idee, die man obendrauf klopft, kreativ genug ist. Wenn! Fettes Brot beweisen auf ihrem neuen Album "Lovestory" nämlich, dass man auch Themendiebstahl sauber verhauen kann, zumindest wenn man sich bei Mark Forster (Body Positivity) und Andreas Bourani (Wie geil sind wir eigentlich?) bedient. Die Songs des neuen Albums, die "iKea", "Geile Biester" und "Denxu" heißen, sind wahlweise mit melancholischem Klaviergeplänkel unterlegt, oder mit Beats, die in ihrer Schlagkraft klingen, als hätte eine Computersoundkarte von 1989 sie kurz vorm Schwächetod noch mit schwindsüchtiger Hand überreicht. Der beste Song ist eine Hommage an den Hit "Jein", nur, dass die Rapper in "Deine Mama" einer jungen Frau beibringen müssen, dass sie auf ihre Mutter stehen. Das ist altersgerecht selbstironisch - aber halt trotzdem ein bisschen peinlich, genau wie die sehr besorgte politischen Botschaft in "Du driftest nach Rechts" und das kinderreimige "Opa und Opa". 23 Jahre nach ihrem Durchbruch-Album, auf dem Fettes Brot sich besorgt erkundigten: "Hallo Hip-Hop, hoffentlich geht es dir besser", wünscht man dem deutschen Hip-Hop nicht nur, er möge schnell wieder genesen - sondern auch mal wieder was wenigstens halbwegs Neues hinbekommen.