Das Unbehagen kommt früh. Das Cover löst es schon aus - eine Art römischer Mad-Max-Kampfhelm, das Visier mit der amerikanischen Flagge bemalt, eingefasst von einer (Apple-)Tastatur und oben besetzt mit einer Jesus-Statue mit Vogelkopf. Bröckelnde Heilsversprechen im letzten, gemeinsamen Gefecht vielleicht. Oder doch einfach Feindbilder. Schwer zu sagen. Deshalb kriecht das Unbehagen auch weiter. Nicht durch die Musik. Die Musik besteht weitestgehend aus Gitarren, die klingen, wie Kerle in Gladiatoren-Filmen aussehen, und Dudelsäcken, die in dieser Verwendung zeigen, dass sie der nervigste Synthesizer der Welt sind. Das mag man - oder eben nicht. Beides eher im Extrem. Das Unbehagen kommt von den Texten. "Brot und Spiele" (Universal), das elfte Studioalbum von Saltatio Mortis, ist durchtränkt von ewig-nostalgischer Männerkraftmeiersymbolik: "Halt uns Zusammen, wie die Lieder unserer Zeit", "Am Ende der Zeiten, werden wir streiten / Mit Feuer, Eis und mit Blut" und immer wieder "ein Stück Unsterblichkeit". Dazu eine weithin unklare, weil phrasig-oberflächliche Eliten- und Mainstream-Kritik: "Das Maß ist voll (...) Ich hör nur Phrasen und Parolen - gelogen wird ganz unverhohlen", "Wir sind der Stachel im Arsch der Angepassten". Das ergibt - trotz Hass-Song gegen "Besorgte Bürger" und Wehklagen über den Zerfall von "Europa" - eine ambivalente Früher-war alles-besser-Rhetorik. Man muss und kann die gut aushalten. Ob man sie in diesen Zeiten auch noch von Künstlern braucht, ist aber eine andere Frage.