Wenn künftige Generationen einmal fragen, "Mama, Papa, was ist ein Live-Konzert?", wird man ihnen als erstes das Album "The Concert In Central Park" von Simon & Garfunkel (1981) vorspielen, klar. Das Johlen des in Trance gerissenen Publikums, dieses euphorisierte Reingröhlen aus den vordersten und hintersten Reihen - das Album dokumentiert sehr gut das Erlebnis eines gelungenen Live-Auftritts. Ach, damals, als es noch Publikumsmassen geben durfte! Als neuer Beleg für die Kraft des Live Konzerts darf nun "ANRMAL" (Crammed Discs) gelten, das neue Album von Juana Molina. Die argentinische Sängerin und Gitarristin ist bekannt für ihren hypnotisch-spiralisierenden Lo-Fi-Punk-Rock. Das hier festgehaltene Konzert spielte sie mit ihrer Band im März 2020 in Mexiko, wenige Tage vor dem globalen Corona-Lockdown. Sphärengesänge schichten sich bis unter die Decke, die Schlagzeug-Freak-Outs scheppern noch exzessiver als auf Molinas Studio-Aufnahmen. Darunter liegt dieses konstante Brodeln der beglückten Fans. Ein Brodeln, das sich in der Enge umso besser durch den Raum wühlt. Wann wird man so etwas wieder erleben?