Donald Glover alias Childish Gambino lieferte 2018 mit "This Is America" genau die Hymne, die die USA im Zeitalter von Trumpismus, Polizeigewalt, weißem Terror und Waffenwahnsinn brauchten. Dass er ein begnadeter Comedian und vermutlich ein ebenso begnadeter Schauspieler ist - alles unbenommen. Aber was er mit seinem neuen Album "3.15.20" (Sony Music) will, wird nicht so klar. Außer vielleicht, dass er etwas Ähnliches machen wollte wie Kendrick Lamar mit "untitled unmastered"? Lamars Album bestand aus übriggebliebenen Songs, hatte ein monochromes Cover und Zahlen als Songtitel - und war fantastisch. "3.15.20" klingt, als bestünde es aus übriggebliebenen Songs, es hat ein monochromes Cover und Zahlen als Titel - und ist langweilig. Na gut: Dass Glover in die Reime von "12.38" eine Referenz an die afrofeministische Autorin bell hooks und deren Buch "All About Love" einbaut, ist eine schöne Überraschung. Aber ansonsten kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass man hier eine deadpan-komödiantische Simulation von Pop hört, oder: ein fahriges Gemisch aus Kanye West, Frank Ocean, "Black Panther"-Soundtrack und Queens "Bohemian Rhapsody", das der Schöpfer selbst nicht so ganz ernstnimmt. In "39.28" singt er im gekonnten Prince-Falsett "I say thank you, I say thank you", dann kommt ein 50(!) Sekunden langes Fade-out. Schon zu Ende? Nö, das Album ist erst bei der Mitte. Aber die Lust, es weiter anzuhören, ist irgendwie vorbei.