Ein Dance-Album, das der Suizidprävention dienen soll? Klingt erstmal schräg, liegt bei Tim Bergling alias Avicii aber leider auf der Hand. Als der Superstar des EDM sich im April 2018 im Oman mit 28 Jahren das Leben nahm, hatte er sein neues Album zu 80 Prozent fertiggestellt. Seine Familie wollte es den Fans nicht vorenthalten und ließ die Songs von Berglings Studiopartnern so vollenden, wie sie annahmen, dass Bergling selbst sie vollendet hätte. Kein unheikles Unterfangen, das sich hier aber dadurch rechtfertigt, dass die Erlöse aus "TIM" (Universal) der ins Leben gerufenen Tim Bergling Foundation in Stockholm zugute kommen, die sich für Menschen in psychologischen Krisensituationen einsetzen soll. Musikalisch zeigt "TIM", dass Avicii auf bestem Wege war, sich vom too much, too fast seiner früheren Stadion-Supermelodie-Kitschhymnen zu lösen. Wer die R&B-Interpretationen "Bad Reputation" (feat. Joe Janiak) und "Ain't a Thing" (feat. Bonn) hört, kann nur erstaunt darüber sein, wie fein sich die ultra-eingängigen Melodiephrasen und Zeilen aus Berglings Software über die abgebremsten Beats legen, die mit einer ganz angenehmen Unwucht, also einem leichten Eiern, versehen sind. Songs wie diese lassen darüber hinwegsehen, dass die Single "SOS" (feat. Aloe Blacc) nicht ganz so elegant an Ed Sheerans "Shape of You" angelehnt ist.