Als 1987 Alasdair MacIntyres Buch „After Virtue“ endlich auf Deutsch unter dem Titel „Der Verlust der Tugend“ erschien, war die weltweite Diskussion bereits in vollem Gange. Das sechs Jahre zuvor erschienene Original hatte nämlich einen schlafenden Riesen geweckt, der seitdem das wohlgeordnete, weitgehend durch Kants Überlegungen bestellte Feld von Ethik und Moral durchpflügt und so manchen europäischen Kleingärtner ratlos zurückgelassen hatte. Aristoteles schien mit einem Schlag zurück zu sein. Kaum hatte man sich hierzulande auf das vermeintlich krisendiagnostische Buch eingelassen, indem man etwa zählte, wie häufig die Wörter „Scheitern“, „verwahrlost“ oder „zerstört“ vorkamen, setzte MacIntyre 1988 mit „Whose Justice? Which Rationality?“ nach. Plötzlich war auch noch Thomas von Aquin wieder im Spiel, und zudem erweiterte der 1929 in Glasgow Geborene und seit 1971 in den USA Lehrende nun den Tugendethiker Aristoteles um den politischen Theoretiker.
PhilosophieDie Kunst des Zusammenlebens
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Der Philosoph Alasdair MacIntyre hat Ethik und Moral revolutionär neu gedacht. Seine Tugend-Theorie war ein Befreiungsschlag – mit Unterstützung von Aristoteles und Thomas von Aquin. Ein Nachruf.
Von Thomas Meyer

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