Süddeutsche Zeitung

Türkischer Schriftsteller:Ahmet Altan erneut verhaftet

Der Journalist und Schriftsteller war erst vor acht Tagen nach dreijähriger Haft freigelassen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte Einspruch dagegen eingelegt, ein Gericht hatte dem stattgegeben.

Acht Tage nach seiner Freilassung aus einem türkischen Gefängnis ist der prominente Schriftsteller und Journalist Ahmet Altan erneut verhaftet worden. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Reporter ohne Grenzen bestätigten einen entsprechenden Bericht der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Zuvor hatte ein Gericht in Istanbul die Verhaftung Altans angeordnet, nachdem der Generalstaatsanwalt Einspruch gegen die Entlassung aus der Haft eingelegt hatte. Altan wurde den Angaben zufolge in seiner Wohnung verhaftet - laut Reporter ohne Grenzen mit der Begründung, dass angeblich Fluchtgefahr bestehe. Der 69-Jährige erhält in diesem Jahr den Geschwister-Scholl-Preis.

Nach mehr als drei Jahren im Gefängnis hatte ein türkisches Gericht ihn und die Journalistin Nazli Ilicak am 4. November unter Auflagen freigelassen. Zugleich hatten die Richter das Strafmaß für die beiden Angeklagten reduziert, das ursprünglich auf lebenslange Haft wegen Unterstützung einer Terrororganisation gelautet hatte. Sie verurteilten Altan stattdessen zu zehn Jahren und sechs Monaten Haft, Ilicak erhielt eine Strafe von acht Jahren und neun Monaten. Die beiden Journalisten wurden unter Auflagen freigelassen, sie mussten sich seither regelmäßig bei der Polizei melden.

Altan war Chefredakteur der inzwischen eingestellten Zeitung Taraf. Ilicak schrieb in der Vergangenheit für die regierungsnahe Zeitung Sabah und für die nunmehr ebenfalls eingestellte Gülen-nahe Zeitung Bugün.

Der Vorwurf der Unterstützung einer Terrororganisation dürfte sich auf Hilfe für die sogenannte Gülen-Bewegung beziehen. Die türkische Staatsführung macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Ahmet Altan und Ilicak waren kurz nach dem Umsturzversuch verhaftet worden.

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Quelle:
SZ vom 13.11.2019 / csc
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