Süddeutsche Zeitung

Ägypten:Sensationsfund

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Bonner Archäologen haben 6000 Jahre alte Felszeichnungen in der Gegend um Assuan entdeckt. Die Zeichnungen zeigen zwei Männer und dazwischen einen Vogel Strauß.

Von Esther Widmann

Die Gegend um Assuan in Ägypten ist berühmt für ihre archäologischen Zeugnisse, etwa einen Tempel aus der Zeit der Königin Hatschepsut. Der Qubet el Hawa, zu deutsch Hügel des Windes, auf dem westlichen Nilufer war bislang für seine Felsgräber bekannt, die wie die Tempel aus der Zeit der Pharaonen stammen.

Nun haben Archäologen von der Universität Bonn hier ein Zeugnis der sogenannten prädynastischen Zeit gefunden, das spektakulärer ist als die unverzierten Tongefäße, die diese Epoche in Museen repräsentieren: Felszeichnungen aus dem 4. Jahrtausend vor Christus. Felsbilder verschiedenen Datums gibt es in allen Wüstengebieten Ägyptens, die meisten vermutlich von Nomaden. Ihr Stil blieb stets, auch noch zu Zeiten der Pharaonen, ganz anders als die offiziellen Bilder in den Tempeln. So auch hier: Es sind keine Umrisse oder Linien, die in den Fels graviert sind, sondern aus zahlreichen in den Stein gepickten Punkten zusammengesetzte Flächen. Weil sie stark verwittert sind, ist schwer zu erkennen, was die Menschen da abgebildet haben, erst die Umzeichnung lässt es deutlich werden: Dort stehen einen Mann mit Bogen, ein zweiter Mann mit erhobenen Armen und zwischen ihnen ein Vogel Strauß.

Nach Ansicht des Bonner Ägyptologen Ludwig Morenz handelt es sich um eine Jagdszene mit einem Bogenschützen und dem zweiten Mann als "Jagd-Tänzer", der eine Vogelmaske trage und den Strauß imitiere. "Eine solche Maskenkultur mit Tiermasken gibt es in Ägypten eigentlich nicht", erklärt Morenz. Man müsse natürlich vorsichtig mit so etwas sein, aber: Möglicherweise gab es also schon Kulturbeziehungen zu anderen Regionen wie dem Vorderen Orient, aus dem ähnliche Darstellungen bekannt sind. Etwa ein Dutzend Felsbilder, teilweise auch aus späterer Zeit, hat das Team am Qubet el Hawa gefunden. Morenz freut sich am meisten über die älteren: "Als archäologischer Ort ist der Hügel 1000 Jahre älter geworden."

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Quelle:
SZ vom 25.03.2017
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