Adidas hat gerade seine zweite Adidas Originals Pet Collection lanciert. Die einen drehen durch, weil es die tierischen Windbreaker, Steppjacken und Tenenbaum’schen Tracksuit-Tops mit dem legendären Adidas-Streifen nur in China zu kaufen gibt. Die anderen moralaposteln wegen der Vermenschlichung von Tieren rum. Die Fotos sind natürlich der Hammer. Da trägt ein süßer Mischling eine Kapuzenregenjacke, in der er aussieht, als sei er für Deutschland auf dem Weg zu Dog-Olympia, und ein zarter Whippet eine knallrote Steppweste. Warum nur China, Adidas?
Es ist nicht so, dass wir hier in Europa unsere Tiere nicht gerne anziehen, vor allem für Instagram. Zudem hat die Anthropomorphisierung auch echte Vorteile. Wenn ein erwachsenes Mannsbild sich plötzlich mit Babystimme auf dem Teppichboden rollt, als hätte es das schon immer getan, ist höchstwahrscheinlich ein Hund im Spiel, den es noch kurz vorher auf keinen Fall im Haus haben wollte. Die Vermenschlichung macht, dass man mehr Mitgefühl mit anderen Wesen hat. Und dass, so gesehen, bei der Anthropomorphisierung von Tieren wirklich noch ein ganzer Himmel Luft nach oben ist, sieht man jedes Jahr in Griechenland an den verhungerten Straßenhunden, die den Kreta-Jüngern fast den Urlaub versauen.
Manche Hunde brauchen bei Minusgraden wirklich einen Pulli
Zugegeben, nicht jedes Tier liebt seinen neuen Moncler-Mantel (ja, die meisten Luxushäuser von Gucci bis Louis Vuitton mischen beim Geschäft mit der Tierliebe kräftig mit). Das völlig überteuerte Ding verursacht so manchem Foxterrier Stress, der immer nur aus Aufregung so fürchterlich zittert, was der Besitzer in seiner hilflosen Menschenexistenz als Frieren interpretiert. Weswegen das undankbare Tier beim Gassi ausschließlich damit beschäftigt ist, sich das Ding an einem Baum oder in einer Hasenleiche abzustreifen. Und man hat auch schon fette Labradore, deren angezüchtete Spezialität der Eiswassersprung ist, bei zwölf Grad Außentemperatur im Englischen Garten fast in ihren Barbour-Capes kollabieren sehen. Was kein Fall von Vermenschlichung, sondern schlicht Verblödung ist.
Trotzdem gibt es Hunde, die bei Minustemperaturen wirklich einen Pulli brauchen, etwa wenn sie alt und krank sind oder zu den hündischen Friergeistern gehören (Windhunde, Chihuahuas). Die Adidas Originals würden diesen Rassen ein bisschen mehr Street-Credibility geben. Natürlich auch wieder nur aus menschlicher Sicht, denn Respekt unter Hunden wird bekanntlich zwischen Hinterteil und Nase verhandelt.

Wer hingegen auf keinen Fall ein Adidas Originals Tracksuit braucht? Die Katze. Fraglos sehen die beiden Samtpfoten, die für Adidas Modell schnurrten, ganz hervorragend in ihren Streifenlooks aus. Aber die unabhängigen Geschöpfe mögen Einschränkungen nicht, was wirklich undankbar ist, weil sie uns ja umgekehrt verkatzen. Die Anthropomorphisten, die sich schon immer gefragt haben, warum Katzen tote Mäuse ins Haus bringen, werden sich jetzt wundern: Sie sind kein Geschenk, sondern der verzweifelte Versuch, dem unfähigen Menschen das Jagen beizubringen.
Muss einem die Verquickung von Anthropomorphisierung und Kommerz also Sorgen machen? Bei künstlichen Intelligenzen ja. Aber doch nicht bei Tieren.

