Sprache und Gesellschaft:Auf die Fresse, Herzblatt

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Ob die Tigerente auch wirklich damit einverstanden ist, dass der Frosch sie küsst? (Foto: © Janosch film & medien AG, Berlin)

Überall und immer sollen Menschen achtsam und empathisch miteinander kommunizieren. Muss das wirklich sein?

Von Hilmar Klute

Im Oktober 1938 schrieb Gottfried Benn einen zauberhaften Brief an seinen Bremer Freund, den Kaufmann F. W. Oelze. Der Dichter, der von seiner kurzen Sympathie für die Nationalsozialisten geheilt und von deren Kulturfunktionären kaltgestellt worden war, dankte Oelze für dessen Expertise über einen (heute vergessenen) Romancier, und legte dann los: Man solle sich bloß nicht daran gewöhnen, irgendetwas Gutes an der Menschheit zu sehen, sie sei "ein großer Dreck", überhaupt gebe es in der Welt kaum etwas anderes als (die Suada muss leider auf eine Blütenlese heruntergekürzt werden): "hassenswertes, dummes, kinderzeugendes, omnibusbesteigendes, weibersichzuwedelndes, plauderndes, ostseefrohes, meinungsäußerndes Sachzusammenhänge erörterndes Geschmeiß". Das "dummdreiste Befingern durch alte Säue und Warzenschweine" lässt den Brief langsam ausklingen, ehe er mit der Grußformel "Blut, Blut Blut bis man alle ist!" endet.

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