Absage für Robert Galbraith:So haben Verlage das Manuskript von J.K. Rowling abgelehnt

File photograph shows British writer JK Rowling, author of the Harry Potter series of books, posing during the launch of the new online website Pottermore in London

Die Harry-Potter-Bücher von J.K. Rowling haben sicht bislang mehr als 450 Millionen Mal verkauft.

(Foto: REUTERS)

Die Harry-Potter-Autorin veröffentlichte die Absageschreiben bei Twitter. Vielen berühmten Schriftstellern erging es ähnlich.

Aus Fehlern lernt man, so sagt man. Für britische Verlage scheint das nur eingeschränkt zuzutreffen. Als Joanne K. Rowling das Manuskript für ihren Kriminalroman "Der Ruf des Kuckucks" einreichte, reagierten etliche Verleger mit Absagen - darunter auch einige, die vor zwei Jahrzehnten bereits den ersten Harry-Potter-Band abgelehnt hatten.

Unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt Rowling Detektivromane. Sie sind zwar nicht so erfolgreich wie die Harry-Potter-Saga, waren für den Verlag Sphere Books aber trotzdem ein großer kommerzieller Erfolg. Zunächst verkaufte sich der erste Band nur 1500 Mal. Dann aber enthüllte Rowling, dass sie hinter dem Pseudonym stecke. Sofort sprang das Buch auf Platz 1 der Beststellerlisten.

Bei Twitter veröffentlichte Rowling zwei Absageschreiben - um anderen Autoren Mut zu machen, und nicht um sich zu rächen, wie sie sagt.

"Wir können Ihr Buch nicht mit kommerziellem Erfolg veröffentlichen"

Das Verlagshaus Constable & Robinson antwortete vergleichsweise freundlich: "Ich bedaure, dass wir schweren Herzens zu der Entscheidung gekommen sind, Ihr Buch nicht mit kommerziellem Erfolg veröffentlichen zu können." Die barscheste Absage habe Rowling von jenem Verlag erhalten, der bereits ihr Harry-Potter-Manuskript als erster abgelehnt hatte. Diese Reaktion veröffentlichte sie jedoch nicht, die Antwort kam per E-Mail.

Ein Fan hatte Rowling zuvor gebeten, ihr ein Foto der Absageschreiben für Harry Potter zu schicken. Die seien alle in einer Kiste auf ihrem Dachboden, antwortete Rowling und machte stattdessen die Absagen an ihr Pseudonym öffentlich. "Ich hätte nicht aufgegeben, bis mich jeder einzelne Verleger abgelehnt hätte", schrieb sie. "Aber ich hatte oft Angst, dass genau das geschehen könnte."

Kurz darauf klinkte sich Joanne Harris in die Unterhaltung ein. Für den später erfolgreich verfilmten Roman "Chocolat" habe sie derart viele Absagen erhalten, dass sie daraus eine Skulptur gemacht habe.

2500 Pfund für das erste Harry-Potter-Manuskript

Die Absagen für den ersten Harry-Potter-Band dürften die teuersten Fehler der Literaturgeschichte gewesen sein: Bevor sich Bloomsbury schließlich erbarmte, lehnten ein Dutzend britische Verlage das Manuskript ab. Schließlich zahlte Bloomsbury ein Honorar von 2500 Pfund - und das nur, weil der Verlagschef das erste Kapitel mit nach Hause nahm und seiner achtjährigen Tochter zu lesen gab. Die war begeistert und überzeugte ihn, der unbekannten J.K. Rowling eine Chance zu geben. Ein guter Rat: Die sieben Harry-Potter-Bücher verkauften sich bislang mehr als 450 Millionen Mal.

Für die elf anderen Verlage gibt es einen schwachen Trost: Sie sind nicht alleine. Der Schriftsteller Andreas Eschbach sammelt Weltbestseller, die nur erschienen sind, weil ihre Schöpfer sich nicht haben entmutigen lassen. Damit will Eschbach angehenden Autorinnen und Autoren zeigen, dass Absagen der Normalfall sind. Ein schwedischer Verlag lehnte Astrid Lindgrens "Pippi Langstrumpf" ab, Umberto Eco hatte mit "Der Name der Rose" erst beim 28. Anlauf Erfolg und für "Im Westen nichts Neues", das erfolgreichste Buch der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, kassierte Erich Maria Remarque gar 120 Absagen.

Ein frustrierter Autor stellt Verlage bloß

Erfolg im Literaturbetrieb scheint bis zu einem gewissen Grad ein Glücksspiel zu sein - oder zumindest große Hartnäckigkeit zu erfordern. Besonders deutlich zeigte das der britische Autor David Lassman. Er hatte selbst etliche Absagen für sein eigenes Buchmanuskript erhalten und wollte es den Lektoren heimzahlen. Unter Pseudonym verschickte er die ersten Kapitel dreier Romane von Jane Austen und veränderte dabei lediglich Titel, Namen und Orte.

Nur ein einziger Verlag erkannte die Werke - und das, obwohl der Beginn des Bestsellers "Stolz und Vorurteil" unverändert blieb. "In der ganzen Welt gilt es als ausgemachte Wahrheit, dass ein begüterter Junggeselle unbedingt nach einer Frau Ausschau halten muss" gilt als einer der berühmtesten Romananfänge der britischen Literaturgeschichte.

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