"A United Kingdom" im Kino:"Vater wird ihn hassen, weil er schlauer ist und weil er schwarz ist!"

Das Kinodrama "A United Kingdom" erzählt von einem revolutionären Liebespaar während der Apartheid - als die Hautfarbe noch Schande brachte.

Filmkritik von Rainer Gansera

Eine märchenhafte Geschichte nach einer wahren Begebenheit, mit ziemlich großen Themen: Rassismus, Apartheid, Kolonialismus, Machtpolitik. Vor allem aber ist der Kinofilm "A United Kingdom" mit David Oyelowo und Rosamund Pike in den Hauptrollen eine bewegend gespielte Liebesgeschichte.

Das Beinahe-Märchen: Der Prinz und die Büroangestellte, wäre da nur nicht die Sache mit der Hautfarbe. "Vater wird ihn auf der Stelle hassen, weil er schlauer ist und weil er schwarz ist!", sagt Ruth (Rosamund Pike) zu ihrer Schwester, und sie wird bitter recht behalten. Der Vater wird diesen Mann verachten, bringt er doch nach damaligem Empfinden Schande über ein braves, kleinbürgerliches Leben. Auch anderen wird der Prinz ein Dorn im Auge sein, der britischen Regierung, dem Apartheidregime in Südafrika, dem rassistischen Straßenpöbel.

"Black King - White Queen"

Der Prinz heißt Seretse Khama (David Oyelowo) und studiert 1947 in London Jura. Bald soll er in seine Heimat zurückkehren, das britische Protektorat Betschuanaland (das heutige Botswana). Seretse soll dort als König den Thron besteigen. Doch bei einer Tanzveranstaltung der London Missionary Society begegnet er der hübschen Ruth. Ihr gefällt, dass er so kluge Dinge über das Zusammenleben der Menschen in Einheit und Gleichheit sagen kann. Ihm bereitet Vergnügen, dass sie sich für Jazz und Billard begeistert. "Black King - White Queen" titeln die Boulevardzeitungen, als die beiden gegen alle Widerstände aufs Standesamt ziehen. Zu Beginn ist das Historiendrama der britischen Regisseurin Amma Asante etwas zu brav inszeniert, wie eine Sonntagspredigt, die von den eigenen guten Absichten eingeschüchtert ist. Zum Heiratsantrag kniet sich Seretse in einer nebligen Londoner Nacht ordentlich vor der Liebsten hin, und natürlich dürfen die beiden erst nach der Hochzeit Sex haben, wobei ihre Umarmungen immer hübsch schattenhaft und züchtig im Gegenlicht gefilmt werden.

Dankbar registriert man aber bald, dass doch noch mehr Leidenschaft in dieser Geschichte steckt. Wenn das frisch verheiratete Paar zum ersten Mal nach Betschuanaland kommt, schlägt ihm auch dort heftige Ablehnung entgegen. In einer Zornesrede putzt Seretses Schwester Ruth herunter: Wie sie sich anmaßen könne, den Platz der Stammeskönigin zu beanspruchen, niemals könne eine weiße Frau die symbolische Mutterfigur des Stammes werden. Die Zeichen stehen gehörig auf Sturm, eine dramatische Fallhöhe ist geschaffen, sodass es wirklich herzergreifend wird, wenn Ruth später dennoch die Sympathien der Stammesfrauen gewinnt.

Geschickt wird in der zweiten Filmhälfte die persönliche Geschichte mit der politischen verknüpft. Vielleicht zeichnet Asante die britischen Politiker etwas zu klischeehaft arrogant. Aber sie lässt präzise den Mechanismus erkennen, wie sich Ressentiments hinter einer Fassade rationaler, die Staatsräson betonender Argumente verstecken wollen. Und wie die Staatsräson verlangt, dass die Regierung vor Südafrikas Apartheidpolitik in die Knie geht, weil man auf deren Uran und Gold angewiesen ist. Ruhepol der Geschichte ist die Romanze mit ihrem unerschütterlichen Liebepaar. Ruth verwandelt sich vom biederen Sekretärinnen-Hascherl in die zupackende Hausherrin, die auch der Churchill-Regierung sagt, wo es langgeht, während sie das Baby auf dem Arm trägt.

A United Kingdom, Großbritannien 2016 - Regie: Amma Asante. Buch: Guy Hibbert, nach dem Sachbuch "Colour Bar" von Susan Williams. Kamera: Sam McCurdy. Mit: David Oyelowo, Rosamund Pike, Jack Davenport, Tom Felton, Laura Carmichael. Alamode, 111 Minuten.

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