9. November:Ein ambivalenter Tag

Gedenken 9. November: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer

Bei der Gedenkstunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stellte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Moment von 1938 in verstörender Unmittelbarkeit wieder her.

(Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Zwischen aufrichtigem Gedenken und aufgeklärtem Patriotismus, Liedervortrag und Reenactment: Die Veranstaltung von Bundespräsident Steinmeier zum 9. November geriet in Teilen unpassend.

Von Gustav Seibt

Der 9. November ist ein zwiespältiger Tag im deutschen Geschichtskalender, das weiß jeder. Auf dieses Datum fielen die Ausrufung der Republik 1918, der Hitler-Putsch 1923, die Pogromnacht von 1938 und die Öffnung der Berliner Mauer 1989. Die ersten drei Ereignisse hängen miteinander zusammen, denn die deutsche Rechte und die Nationalsozialisten sahen die Begründung der Republik im Moment der Niederlage am Ende des Ersten Weltkriegs als Verbrechen an, sogar als eine Ursache für die Niederlage. Die völkische Diktatur sollte dieses "Novemberverbrechen" ungeschehen machen. Die Ausschreitungen von 1938 entwickelten sich aus Kameradschaftsabenden, die an den gescheiterten Anlauf von 1923 erinnerten.

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