Alles erlaubt: Auf den 68. Filmfestspielen von Venedig dürfen sowohl der "Sexiest Man Alive" als auch die "Queen of Pop" ihre Regieprojekte präsentieren. Neben George Clooney und Madonna locken die Veranstalter mit einem weiteren großen Staraufgebot, von Roman Polanski über Christoph Waltz und Jude Law. Doch am meisten begeisterten sich die Italiener für eine andere Künstlerin. Nach seiner Trennung von der italienischen Schönheit Elisabetta Canalis könnten Experten in und um das Stiefelland spitzzüngig behaupten, dass Heiratsmuffel George Clooney nun in alter Angsthasenmanier einen großen Bogen um die italienische Presse schlägt. Noch nicht einmal über seine vierte Regierarbeit "The Ides Of March" redet der adrette Frauenschwarm. Umso erstaunlicher, dass die Italiener Clooney dennoch das 68. Filmfestival von Venedig eröffnen lassen. In dem Film, der politisches Engagement mit Ernsthaftigkeit und großer Schauspielerei kombiniert, spielt Clooney einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten im Vorwahlkampf. An seiner Seite treten Ryan Gosling, Philip Seymour Hoffman und Marisa Tomei auf. "The Ides Of March" tritt im diesjährigen Wettbewerb gegen Produktionen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und - kaum verwunderlich - weiteren Filmen aus den USA an. Vielleicht kommt es Clooney da zu Gute, dass ... Text: sueddeutsche.de/kir/AFP/dpa/cris
... der diesjährige Präsident der internationalen Jury ein Landsmann von ihm ist. Darren Aronofsky war für seine Regie bei "Black Swan" bereits für den Oscar nominiert und für "The Wrestler" erhielt er 2008 einen Goldenen Löwen in Venedig. Vom 31. August bis zum 10. September hat er die Stimmmacht am Lido - oder bei der "Mostra", wie die Italiener ihr Filmfestival nennen. Neben Clooneys aktuellem Werk ...
... steht auch die mit deutschem Geld finanzierte John-Le-Carré-Neuverfilmung "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" ("Dame, König, As, Spion") mit Gary Oldman und Colin Firth (im Bild) zur Wahl. Er ist nur einer von sechs Streifen mit deutscher Beteiligung, die in Venedig gezeigt werden und um den Preis des "Goldenen Löwen" ins Rennen gehen. Dazu gesellt sich ... Im Bild: Szene aus dem Film "Tinker, Tailor, Soldier, Spy".
... der Animationsfilm "Persepolis" der aus dem Iran stammenden Marjane Satrapi. Um dem ersten Golfkrieg zu entfliehen, schickten ihre Eltern sie 1984 nach Wien, doch vier Jahre später kehrte sie zurück. 1994 verschlug es sie dann nach Frankreich. "Persepolis" entstand zunächst als eine vierteilige Comic-Reihe, in der Satrapi autobiographisch in Schwarz-Weiß-Bildern ihre Jugend und den Alltag unter der iranischen Regierung und der Revolution nachzeichnet. Bereits 2007 verarbeitete sie ihre Geschichte zu einem Animationsfilm, in Venedig zeigt sie die Verfilmung eines weiteren Comicbandes. In den Genuss deutscher Unterstützung kam auch ein Film des ... Im Bild: Szene aus dem Animationsfilm "Persepolis".
... 1977 in Los Angeles wegen Vergewaltigung einer 13-Jährigen angeklagten Roman Polanski. Mit seinem neuem Werk "Carnage" ("Der Gott des Gemetzels") hofft der derzeit in Frankreich lebende polnische Regisseur die Jury zu überzeugen. Das Stück verfilmt das preisgekrönte Theaterstück von Yasmina Reza, in dem zwei Elternpaare sich treffen, um über den Schulkonflikt ihrer Kinder zu sprechen. Der Abend ...
... eskaliert in unvorhergesehenem Ausmaß. Neben Jodie Foster, Kate Winslet und John C. Reilly gewann er auch den Deutsch-Österreicher Christoph Waltz (im Bild) für sein Projekt. Für "Inglourious Basterds" stand dieser bereits für Quentin Tarrantino vor der Kamera und heimste dafür einen Oscar für den "Besten Nebendarsteller" ein. Zuletzt war er in "Water for Elephants" auf der Leinwand zu sehen. Polanski wird mit seinem Film sicherlich für Aufregung sorgen. Doch im Mittelpunkt des Interesses des internationalen, aber vor allem des italienischen Publikums ...
... steht besonders eine Künstlerin: Monica Bellucci. Die italienische Presse befeuerte das gespannte Warten auf den französischen Wettbewerbsbeitrag "Un été brûlant", heißt es doch, die erotische Schauspielerin würde in dem Streifen für Nacktszenen posieren. Es wird aber nicht der einzige Film auf den Festspielen sein, in dem es heißt hergeht. Ihr Schauspielkollege ...
... Michael Fassbender ist gleich in zwei Filmen in verfänglichen Szenen zu sehen. In dem Drama "Shame" von Steve McQueen spielt der deutsch-irische Newcomer einen Mann, der von der Sexsucht getrieben wird. Und auch in dem Werk David Cronenbergs "A Dangerous Method" ("Eine dunkle Begierde"), auf dem die wohl höchsten Erwartungen des Festivals liegen, kann der Zuschauer ihn in Sexszenen begutachten. Der kanadische Regisseur erzählt in dem Film seine Version der turbulenten Dreiecksgeschichte zwischen Sigmund Freud (Viggo Mortensen), Carl Jung (Michael Fassbender, im Bild) und Sabina Spielrein (Keira Knightley, im Bild). Noch nicht einmal 24 Stunden nach der Premiere des Streifens ... Im Bild: Szene aus dem Film "A Dangerous Method".
... darf sich der Festivalbesucher auch schon an dem Anblick Jude Laws erfreuen. Der britische Schauspieler, der auch für seine Theaterauftritte in London exzellente Kritiken erntete, wird in Steve Soderberghs Virendrama "Contagion" zu sehen sein. Seine Filmpartner sind die französische Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard und der scheinbar ewig jungbleibende Matt Damon. Das Projekt nimmt allerdings nicht am Wettbewerb um den "Goldenen Löwen" teil. Es wird in Venedig außerhalb der Konkurrenz laufen, wie auch ...
... der neue Regiefilm von Madonna. Die Queen of Pop kann eben einfach nicht die Finger vom Filmgeschäft lassen, obwohl sie schon einige Tiefschläge einstecken musste. Zwar erhielt sie 1997 den Golden Globe für ihre Darstellung in der Musicalverfilmung "Evita", doch die Auszeichnung mit dem Schmähpreis der Goldenen Himbeere erhielt sie um einiges öfter. Allein fünf mal erntete sie den Preis für die "Schlechteste Schauspielerin", zwei Mal als "Schlechteste Nebendarstellerin". So auch 2002 für ihre Rolle in der 007-Verfilmung "Stirb an einem anderen Tag", zu dem sie den Titelsong beisteuerte. Und zur Jahrhundertwende "ehrte" die Gesellschaft sie sogar mit einer Himbeere für die "Schlechteste Schauspielerin des Jahrhunderts". In ihrem aktuellen Regiewerk "W.E." geht es um die Liebesgeschichte des britischen Königs Edward VIII. mit der Bürgerlichen Wallis Simpson, für die er auf den Thron verzichtete. Nicht ganz so royal ...
... ist das Thema des einzigen deutschen Spielfilms, der am Lido vertreten ist. "Totem" feiert am 8. September in Venedig seine Weltpremiere. Regisseurin Jessica Krummacher wählte als Dreh - und Angelpunkt der von wahren Begebenheiten inspirierten Handlung das graue Bochum. Im Fokus des Werks steht die Ruhrpott-Familie Bauer, bei der Fiona (Marina Frenk, im Bild) als Haushaltshilfe anfängt. Eine Geschichte vom typisch deutschen Eckhaus, in dem alle fünf Bewohner aneinander vorbeileben. Miteinander geredet wird selten. Kein Wunder also, dass irgendwann alles aus den Fugen gerät, bis sogar die Nachbarin beginnt, sich Sorgen zu machen. Sorgen könnte sich der Besucher des Filmfestivals auch ... Im Bild: Szene aus dem Film "Totem".
... in Bezug auf das klaffende Loch auf dem Gelände der Mostra. Dort, wo eigentlich das neue Festivalzentrum stehen sollte, herrscht noch immer gähnende Leere. Stattdessen feiern die Veranstalter in diesem Jahr lieber noch einmal im alten Palast. Denn der 1937 eröffnete "Palazzo del Cinema" wurde inzwischen immerhin restauriert und das habe ihm, so Biennale-Präsident Paolo Baratta, womöglich den Glamour der dreißiger Jahre zurück verliehen. George Clooney werde einen Saal vorfinden, "der stilistisch wieder dem gleicht, den Ginger Rogers und Fred Astaire inauguriert haben. Ich glaube, es wird ihm gefallen", so Baratta. Zum neuen Filmpalast wurde zwar bereits 2008 der Grundstein gelegt, jedoch stießen Bauarbeiter bei Aushebungen auf Asbest. Deshalb wurde entschieden, den alten Filmpalast mit Hochdruck aufzuwerten und die Lösung der infrastrukturellen Probleme nach hinten zu verschieben. Denn seit der Gründung der Konkurrenzfestspiele in Rom fehlt es am Lido noch mehr an finanziellen Mitteln als ohnehin schon. Bereits 1932 wurden die Filmfestspiele von Venedig gegründet. Sie gelten als ...
... das älteste Filmfestival der Welt, das noch immer an seinem Ursprungsort stattfindet. Wie sehr die Mostra mit der Lagunenstadt verbunden ist, zeigt sich auch am Hauptpreis, dem "Goldenen Löwen", der an das Stadtwappen der Serenissima angelehnt ist. Im ersten Jahr ihrer Austragung waren die Venediger Filmfestspiele allerdings noch mehr eine "Ausstellung von Filmkust", die allein dazu diente, die sommerliche Touristensaison zu verlängern. Preise wurden damals beispielsweise noch nicht verliehen. Von 1934 bis 1942 führte das Festival dann doch Trophäen zur Ehrung ein - der Hauptpreis war allerdings zu dieser Zeit noch kein "Goldener Löwe", sondern zur Huldigung des italienischen Diktators Benito Mussolini der "Coppa Mussolini". Der Zweite Weltkrieg durchbrach jäh die Tradition der Festspiele, und auch danach wurden sie unregelmäßig abgehalten. Erst seit 1979 findet wieder der jährliche Betrieb statt. Unter den in der knapp achtzigjährigen Geschichte des Festivals gezeigten Filmen liefen Klassiker wie Clarence Browns "Anna Karenina", "Der Kaiser von Kalifornien" von und mit Luis Trenker und auch die Dokumentation "Olympia" von Leni Riefenstahl. Heute gehört das Festival zu den wichtigsten Filmfestspielen der Welt und ist Teil der Biennale von Venedig, die auch Musik, Theater und Architektur bietet.