60 Jahre "Der kleine Prinz":Nicht ohne meinen Prinzen

Die Bäckerblume der Hobbyphilosophie wird 60: Saint-Exupérys "Kleiner Prinz" muss seit Jahrzehnten für alle möglichen Anlässe herhalten. Wir erklären, welchem Irrtum wir dabei oft aufsitzen.

Katharina Riehl

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(Foto: dpa)

Der Klassiker der Hobbyphilosophie wird 60: Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" muss seit Jahrzehnten für alle freudigen und traurigen Anlässe der Welt herhalten. Manchmal gibt Google ja Aufschluss über die Dinge, die wirklich wichtig sind. Gibt man zum Beispiel den Begriff "Der kleine Prinzin das Suchfenster ein und fügt den Buchstaben "H" hinzu, erscheint ganz oben folgender Vorschlag: "Hochzeit". Kein Buch gibt es auf der Welt, dass so oft für Freude oder Trauerbekundungen aller Art herhalten müsste wie das über den kleinen Prinzen, der auf seiner Reise über verschiedene Planeten von Füchsen, Rosen und einem Piloten über das Leben lernt. An diesem Dienstag feiert die deutsche Ausgabe des Buches ihren 60. Geburtstag. Grund genug, die besten und meist zitierten Sätze aus Antoine de Saint-Exupérys Klassiker der Hobbyphilosophie einer genauen Prüfung zu unterziehen - angefangen natürlich mit dem beliebtesten aller Tränendrüsendrücker: Texte und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/bgr

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Was der Fuchs dem kleinen Prinzen sagt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Was der Fuchs eigentlich damit meint: Ja, was will der Fuchs all den Brautpaaren sagen, die diesen Sinnspruch auf ihre Hochzeitseinladungen drucken? Augen zu bei der Partnerwahl? Augen zu und durch? Wahrscheinlich ist der Satz eher als Apell an die Brautfamilien zu verstehen: Nicht jeder muss die Partnerwahl der eigenen Kinder schließlich nachvollziehen können. Und wo Eltern vielleicht mal nur den tätowierten Oberarm und das leergezechte Konto sehen - da sieht das Herz der Braut eben seine Geschicklichkeit beim Befestigen von Nägeln und dem Öffnen von Bierflaschen mit der bloßen Hand.  Foto: Victoria, Prinzessin von Schweden, und ihr frisch angetrauter beim Anstecken der Ringe.

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Was der Fuchs dem kleinen Prinzen sagt: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast." Was der Fuchs eigentlich damit meint: Dieser Satz des Fuches ist - in Bezug auf die Eheschließung - die logische Folge aus dem vorangegangenen. Es ist das Versprechen der Brautpaare, den frisch Geheirateten auch noch dann zu ertragen, wenn das Krönchen auf weißem Haar sitzt und das Prinzessinnengesicht nicht mehr ganz so glatt erstrahlt. Umtausch ausgeschlossen. Foto: Queen Elisabeth mit ihrem Gatten Prinz Phillip. 

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Was der kleine Prinz über die eitlen Rosen sagt: "Man darf den Blumen nicht zuhören, man muss sie anschauen und einatmen." Was der kleine Prinz eigentlich meint: Nicht jeder, der sich gerne ins Licht der Öffentlichkeit begibt, nicht jeder, der sich gerne von anderen Menschen bewundern lässt, hat auch etwas Kluges zu sagen. Im Alltag empfiehlt sich zur Umsetzung dieser Weisheit vor allem ein bestimmter Knopf auf der Fernbedienung: der, mit dem man den Ton abdreht. Der Hinweis des Prinzen, die Blumen nur einzuatmen, sollte bei der Übertragung auf den Alltag aber von Fall zu Fall kritisch geprüft werden.

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Was der kleine Prinz sagt: "Wenn man seine Morgentoilette beendet hat, muss man sich ebenso sorgfältig an die Toilette des Planeten machen." Was der kleine Prinz eigentlich meint: Die großen philosophischen Werke zeichnen sich ja besonders durch ihre Weitsicht aus. Was der kleine Prinz hier erklärt, klingt wie ein direkter Hinweis an die Herren in der Führungsetage vom Mineralölkonzern BP. Besonders an den Mann an der Spitze: Tony Hayward, der bekanntlich lieber segeln geht, anstatt das Öl mit der Schöpfkelle vom Meer zu kratzen. 

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Was der Pilot tut, nachdem dem kleinen Prinzen die gezeichneten Schafe des Piloten nicht gefallen hatten: Er zeichnet eine Kiste und erklärt: "Das Schaf, das du willst, steckt da drin. Was der Pilot dem Prinzen eigentlich sagen will: Wer nicht gut malen kann, muss sich nicht schämen, Schafe sind auch besonders schwierig, wegen der Locken. Wichtig ist es nur, das eigene Unvermögen gut zu tarnen, es in einer kleinen Philosophie zu verpacken. Man könnte fast sagen: in einer Art ideellen Kiste. 

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Was der kleine Prinz sagt: "Ihr seid schön, aber ihr seid leer. Man kann für euch nicht sterben." Was der kleine Prinz eigentlich meint: Auch an dieser Stelle appelliert der kleine Philosoph an die inneren Werte. Warum genau er es aber als Verlust betrachtet, für einen Haufen Schnittblumen nicht tot umfallen zu dürfen, erschließt sich dem Leser nicht ganz - die Message aber ist klar: Germany's next Topmodel ist irgendwie durch. Foto: Heidi Klum mit der Gewinnerin der zweiten Topmodels-Staffel Barbara Meier.

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Was die Schlange dem kleinen Prinzen sagt: "Man ist auch bei den Menschen einsam." Was die Schlange eigentlich damit meint: Die Schlange, die den kleinen Prinzen mit dieser Weisheit versorgt, muss - es kann nicht anders sein - bei einem Public Viewing in einem Münchner Biergarten gewesen sein.

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Was der kleine Prinz sagt: "Die großen Leute sind entschieden sehr verwunderlich." Was der kleine Prinz eigentlich damit meint: Die großen Leute sind entschieden sehr verwunderlich. Das Foto zeigt die großen Leute Guido Westerwelle und Angela Merkel.

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