Süddeutsche Zeitung

60. Berlinale: Kolumne:Ruhm verzweifelt gesucht

Die Berlinale versammelt Filmstars und solche, die es werden wollen. Auch die wenig bekannte Freundin von Ben Kingsley will im Rampenlicht stehen. Und plaudert im Austausch über ihr Privatleben.

Tobias Kniebe

Der Mensch und der Star, das ist so ein ewiges Spannungsverhältnis. Es gibt zum Beispiel jene, die momentan noch Mensch sind, aber doch sehr gern Star werden möchten. Dafür kann man Helfer wie Tony anheuern. Tony rief mich kurz vor der Berlinale aus London an. Er vertrete eine gewisse Lady Lavender, sagt er, die sehr bald mit ihrem Ehemann, dem eminenten Schauspieler und Oscargewinner Sir Ben Kingsley, Gast der Berlinale sein werde. Lust auf ein Interview?

Meine Reaktion muss etwas verhalten gewesen sein. Tony erkannte daran, dass ich in Sachen britischer Klatschpresse nicht ganz firm war. Er schickte eine E-Mail hinterher. Daniela Lavender, stand darin, sei eine junge und aufstrebende brasilianische Schauspielerin. Sie habe unter anderem im Film Ali G In Da House mitgewirkt, aber auch Theater gespielt, etwa im Stück Sexuelle Perversion in Chicago. Dann kam der Schlüsselsatz: "Ebenfalls würde sie sich glücklich schätzen, über ihr Privatleben und ihre Ehe mit Sir Ben zu sprechen."

Das hatte ich tatsächlich noch nie gehört. Selbst die ehrgeizigsten Jungschauspielerinnen sagen, ihr Privatleben gehe nun wirklich keine Sau etwas an, bevor sie anschließend doch darüber reden. Lady Lavender musste ein sehr spezieller Fall sein. Ich hätte da durchaus ein paar Fragen, schrieb ich zurück.

Überhaupt, diese Brasilianer! Der auch höchstens 18-jährige brasilianische Lover von Roland Emmerich war auf dem Berlinale-Eröffnungsempfang, zusammen mit seinem Meister. Seine superdichten schwarzen Haare sahen so aus, dass man sofort darin herumwuscheln wollte.

Was momentan sicher auch die Lieblingsbeschäftigung von Sir Roland ist. Emmerich bereitet in Berlin gerade einen Shakespeare-Film vor, kein Witz jetzt, er blättert also den ganzen Tag in seiner Shakespeare-Gesamtausgabe, und dazwischen wuschelt er. Kein schlechtes Leben, möchte man meinen.

Schutzlos im Schneesturm

Das Leben der Stars dagegen ist hart, was man unter anderem an dem Rücken von Tilda Swinton sehen konnte, der auf dem roten Teppich völlig unbedeckt war, mitten in einem kleinen Berliner Schneesturm. Dieser Rücken war so bloß, so britisch, schutzlos, weißer als frischgefallener Schnee.

Man brauchte nur hinzuschauen, schon wurde einem klamm ums Herz. Wahre Fans dagegen halten die Stars warm - wie zum Beispiel dieser waschbrettbäuchige Super-Inder Shah Rukh Khan, der auch in Berlin war. Er wärmte die Herzen jener Damen ab vierzig aufwärts, die vor seinem Hotel warteten. Sie standen um zwei Uhr nachmittags da, mitten im Schneesturm. Um zwei Uhr nachts standen sie immer noch da, und der Schnee fiel immer noch.

Tony aus London hat übrigens geantwortet. Mein Termin mit Lady Lavender steht. Falls auch Sie, liebe Leser, eine intime Frage haben, die Sie der Dame gerne stellen würden, schreiben Sie mir doch unter dem Stichwort "Sir Ben privat" schnell noch eine Mail an die Redaktion.

Im Video: Internationale Schauspieler, Politiker aus der ganzen Welt und deutsche Prominenz haben sich auf der glamourösen Friedensgala Cinema for Peace in Berlin getummelt. Die Wohltätigkeitsveranstaltung gilt als gesellschaftlicher Höhepunkt am Rande der Berlinale.

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Quelle:
SZ vom 16.2.2010/kred
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