50 Jahre "Die Vögel":Im Bestiarium des Horrorkinos

Alfred Hitchcocks "Die Vögel" wird 50. Der Horrorfilm gilt als einer der Klassiker des Genres und war 1964 für den Oscar in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" nominiert. Ob die alten Trickeffekte heute noch schocken können? Schließlich sind "Die Vögel" nur Teil einer Reihe von Filmmonstern. Ein Rückblick.

Von Johannes Spengler

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50 Jahre "Die Vögel":"Die Vögel" von 1963

Thriller "Die Vögel" von Alfred Hitchcock

Quelle: Imago Stock&People

Alfred Hitchcocks "Die Vögel" wird 50. Der Horrorfilm gilt als einer der Klassiker des Genres und war 1964 für den Oscar in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" nominiert. Ob die alten Trickeffekte heute noch schocken können? Schließlich sind "Die Vögel" nur Teil einer Reihe von Filmmonstern. Ein Rückblick.

Anfang der Sechziger erlebte der Horrorfilm eine kleine Revolution: Anstatt riesiger Echsen, fliegender Motten und anderer Kuriositäten aus dem Bestiarium des Doktor Frankenstein wurde plötzlich ein neues Monster entdeckt: der Mensch. In den Thrillern von Alfred Hitchcock wird das menschliche Unterbewusstsein zum Schauplatz des Horrors. Ohne Animationstechnik kam aber auch Hitchcock nicht aus. In dem Klassiker "Die Vögel" benutzte er neben dressierten Vögeln auch animierte Attrappen, die gerade in den Massenszenen zum Einsatz kamen. Darüber hinaus soll ein Kamerateam tagelang Aufnahmen von Möwen gemacht haben - auf einer Müllkippe von San Francisco.

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50 Jahre "Die Vögel":"King Kong und die weiße Frau" von 1933

Film "King Kong und die weiße Frau" von 1933

Quelle: Imago Stock&People

Auch mehr als 30 Jahre vor "Die Vögel" gehörten tagelange Aufnahmen zur Produktion. Der Klassiker "King Kong" wurde im aufwändigen Stop-Motion-Verfahren gedreht, bei dem ein 45 Zentimeter großes Modell des Riesenaffen immer wieder fotografiert wurde, um die einzelnen Bilder wie bei einem Zeichentrickfilm nacheinander abzuspielen. Für damalige Verhältnisse war das Resultat spektakulär, setzte Maßstäbe und ebnete den Weg für eine ganze Reihe ähnlich produzierter Filme rund um überdimensionierte Monster.

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50 Jahre "Die Vögel":"Godzilla" von 1954

Film "Godzilla" von 1954

Quelle: Imago Stock&People

Die verstrahlte Ur-Echse "Godzilla" ist eines dieser Monster. Für die Dreharbeiten des ersten Films, dem eine schier endlose Reihe von Fortsetzungen folgen sollte, wurden Schauspieler in ein 50 Kilogramm schweres Godzilla-Kostüm gesteckt. Ihre Wut über die stickige Luft und die Hitze unter der Haube konnten sie dann an einer liebevoll aufgebauten Modellstadt ausleben.

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50 Jahre "Die Vögel":"Blutgericht in Texas" von 1974

Horrorfilm "Blutgericht in Texas" von 1974

Quelle: Imago Stock&People

In den sechziger Jahren war dann Hitchock mit seinem subtilen Horror sehr erfolgreich. Von dort war es bloß ein Katzensprung zur Geburt des blutigen Slasher-Films. Mit "The Texas Chainsaw Massacre" erschuf Tobe Hooper einen Klassiker des Genres, in dem es um einen kannibalischen Psychopathen geht, der mit brüllender Kettensäge hinter kreischenden Teenagern herjagt. Dem umstrittenen Schocker, der in Deutschland bis 2011 indiziert war, folgte eine Reihe weiterer Kannibalenfilme, von denen "The Hills Have Eyes" von Wes Craven wahrscheinlich der bekannteste ist.

(Das Bild zeigt eine Szene aus "Leatherface: The Texas Chainsaw Massacre 3" von 1989)

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50 Jahre "Die Vögel":"Der weiße Hai" von 1975

"Der weiße Hai" von Steven Spielberg

Quelle: Universal

Auch der Erfolg von "Der weiße Hai" inspirierte eine Reihe von Nachahmern, in denen wildgewordene Schlangen, Piranhas oder Spinnen über arglose Menschen herfallen. Unvergessen der Soundtrack von John Williams, die spannungsgeladene Wiederholung der Töne E und F. Eine Musik, die an den Nerven zerrt und die Kinobesucher vergessen ließ, dass es sich bei den Haien auf der Leinwand bloß um Attrappen handelte.

Den größten Schrecken haben die acht Meter langen und 45 Kilo schweren Kunsthaie wahrscheinlich aber Steven Spielberg selbst eingejagt. Bei den sowieso schon chaotischen Dreharbeiten soffen die Modelle ständig ab, hatten Fehlfunktionen an der Pneumatik und trugen damit maßgeblich zur Explosion der Produktionskosten bei. Trotzdem wurden die Attrappe von Spielberg liebevoll Bruce getauft, nach Bruce Ramer - seinem damaligen Anwalt.

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50 Jahre "Die Vögel":"Dawn of the Dead" von 1978

Zombiefilm "Dawn of the Dead" von George A. Romero

Quelle: Imago Stock&People

Von allen Film-Monstern sind Zombies momentan wahrscheinlich die beliebtesten. In der erfolgreichen US-Serie "The Walking Dead" schlurfen sie durch die Landschaft, in "World War Z" jagen sie Brad Pitt hinterher und in dem Buch "Der Zombie Survival Guide" wird erklärt, wie man die Apokalypse überlebt. Doch es war George A. Romeros Klassiker "Dawn of the Dead", der definierte, wie ein moderner Zombie auszusehen hat. Masken und Spezialeffekte waren damals zwar nicht so hübsch wie heute, gerade als allegorische Kritik auf den Kapitalismus hat der Film aber wunderbar funktioniert.

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50 Jahre "Die Vögel":"Chucky - Die Mörderpuppe" von 1988

Horrorfilm "Chucky - Die Mörderpuppe" von 1988

Quelle: imago stock&people/Imago Stock&People

Während Horrorfilme in den Siebzigern vor allem von einer politischen Aussage getrieben wurden, kamen in den Achtzigern mehrere Reihen ins Kino, die einfach den Spaß am Gruseln zelebrierten. Meistens ging es dabei phantastisch zu. In "Nightmare on Elm Street" etwa taucht Freddy Krueger in die Träume seine Opfer ein, in "Chucky - Die Mörderpuppe" wird ein Kinderspielzeug zum Leben erweckt und in "Freitag der 13." jagt Serienmörder Jason blitzschnelle Teenager um einen See, obwohl er selbst so langsam wie eine Schnecke ist.

(Dieses Bild zeigt eine Szene aus "Chucky und seine Braut" von 1998)

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50 Jahre "Die Vögel":"Bram Stoker's Dracula" von 1992

Vampirfilm "Bram Stoker's Dracula" von Francis Ford Coppola

Quelle: Imago Stock&People

Nach dem Trash der vorherigen Jahrzehnte ist das Genre Anfang der Neunziger wesentlich professioneller geworden. Damit wurde der Horrorfilm auch für bekannte Schauspieler wieder interessant, darunter Anthony Hopkins ("Das Schweigen der Lämmer"), Brad Pitt ("Sieben"), Gary Oldman ("Bram Stoker's Dracula") oder Robert De Niro ("Mary Shelleys Frankenstein"). Der Horrorfilm, der gerade durch die B-Movies der Achtziger im Verdacht stand, lediglich sinnlose Metzelorgien für Teenager zu bieten, erhielt dadurch wieder breite Anerkennung.

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50 Jahre "Die Vögel":"Jurassic Park" von 1993

Film "Jurassic Park III" mit Sam Neill von Steven Spielberg

Quelle: REUTERS

Ein breites Publikum erreichte auch "Jurassic Park". Die Mischung aus familientauglichem Abenteuer und Horror legte den Grundstein für eine eigene Marke. Faszinieren konnte Steven Spielberg vor allem mit der Darstellung der Dinosaurier. Zuerst soll er der neuen Computergrafik zwar skeptisch begegnet sein. Im Film sind deshalb auch viele Modelle und mechanische Attrappen zu sehen. Doch gerade für große Panoramaaufnahmen und Herden von Brachiosauriern bot sich die neue Technik an. Zum 20. Geburtstag von "Jurassic Park" 2013 kam der Film in 3-D wieder in die Kinos.

(Dieses Bild zeigt eine Szene aus "Jurassic Park 3" von 2001)

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50 Jahre "Die Vögel":"The Grudge - Der Fluch" von 2004

Horrorfilm "The Grudge - Der Fluch" von 2004

Quelle: Imago Stock&People

Neue Monster braucht die Welt - das müssen sich Hollywoodproduzenten Anfang der Nullerjahre gedacht habe, als sie sich beim Stoff asiatischer Horrorfilme bedienten. Größtenteils drehen sich Schocker wie "The Ring" um Mädchen, die gruselig singen und hin und wieder mit nassen Haaren aus einem Brunnen steigen. Lange hielt der Trend allerdings nicht. Stattdessen besann man sich in Hollywood wieder auf Altbekanntes. Remakes von "The Texas Chainsaw Massacre", "The Hills Have Eyes" und "Dawn of the Dead" drängten auf den Markt. Natürlich sahen die Neuverfilmungen wesentlich besser aus als ihre Vorbilder. Trotzdem enttäuschten viele der Remakes, weil sie sich von der Vorlage nicht sonderlich unterschieden.

Gerade in den vergangenen Jahren hat der Horrorfilm einen Schritt nach vorne gemacht, durch Minimalismus wie bei "Paranormal Activity" oder interessante Szenarien wie bei "The Cabin in the Woods". Der verwackelte Look von Handkameras hingegen, der dabei häufig eingesetzt wird, hat sich inzwischen schon etwas abgenutzt. Immerhin kennt man das schon aus "The Blair Witch Projekt" von 1998.

"Die Vögel" dagegen - sie haben ihren Ruf als Klassiker sicher.

© Süddeutsche.de/jspe/ihe/leja
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