Zum 90. Geburtstag von Roger Corman:Pate des neuen amerikanischen Kinos

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Seine Filme gingen zurück an den Ursprung des Kinos, zu Lumière und Méliès und Feuillade: Roger Corman in seinem Büro in Los Angeles. (Foto: Chris Pizzello/AP)

Der unermüdliche Kinomeister Roger Corman, König der billigen B-Movies, Pfennigfuchser-Genie und Vaterfigur für halb Hollywood, wird neunzig.

Von Fritz Göttler

Sein Universum ist angenehm abartig, bevölkert mit Riesenspinnen und Wespenfrauen, Unterwasserkreaturen und Wild Angels, auch Poes monströse Psychopathen sind jederzeit dabei.

Er selber aber ist, wie alle bestätigen, die ihn persönlich getroffen haben, einfach und aufrecht und dezent - mit einem Wort: straightforward. Den Meister des Schlocks nennen sie ihn, der billigen, schnellen Produktionen wegen, die er in den Fünfzigern anfing zu fertigen oder fertigen zu lassen - Hunderte Filme verzeichnet inzwischen seine Titelliste in der International Movie Database.

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(Foto: Reed Saxon/AP)

Herrscher über ein gewaltiges, wertvolles Filmarchiv. Als Vin Diesel 2001 mit "Fast and Furious" anfing, kam der Titel von Roger Corman.

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(Foto: Michael Buckner/Hulton Archive/Getty Images)

In diesem Bild ist er zusammen mit Filmemacherin Alex Stapleton und Schauspieler Peter Fonda auf den Filmfestspielen in Cannes zu sehen.

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(Foto: Keystone/Getty Images)

In den 1950er-Jahren rettete er das Kino vor der billigeren Konkurrenz durch das Fernsehen. Hier einer seiner Klassiker aus dem Jahre 1954 mit Susan Cabot.

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(Foto: Hulton Archive/Getty Images)

Neben Roger Coreman (l.) am Set zu "X: The Man with the X-Ray Eyes" sind Schauspielerin Diana Van der Vlis und der Komiker Don Rickles zu sehen.

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(Foto: AP)

Salli Sachse und Peter Fonda in "The Trip". Cormans Film von 1967 verarbeitet die Themen Selbstwahrnehmung und Halluzination infolge von LSD-Konsum.

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(Foto: Jean Christophe Verhaegen/AFP)

Meister des Sch(l)ocks: Sein Universum ist angenehm abartig, bevölkert mit Riesenspinnen und Wespenfrauen, Unterwasserkreaturen und Wild Angels.

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(Foto: Chris Pizzello/AP)

Anfang September 2009 wurde Corman (l.) der Ehrenoscar zugesprochen, der ihm am 14. November desselben Jahres überreicht wurde.

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(Foto: Chris Pizzello/AP)

Roger Corman gab auch Hollywood-Größen wie James Cameron (l.) Starthilfe. Am Dienstag wird Corman neunzig Jahre alt.

In den Fünfzigern hat er das durchs billigere und lässigere Fernsehen bedrohte Kino gerettet, andersherum als die großen Studios, die mit Cinemascope klotzten.

Cormans Filme, alle unter 100 000 Dollar gedreht, waren nachgemacht, und indem sie fröhlich den ominösen Originalitätspopanz ignorierten, gingen sie zurück an den Ursprung des Kinos, zu Lumière und Méliès und Feuillade.

"Billig und schnell, das ist Cormans Devise, die nicht ungewöhnlich ist", schrieb Frieda Grafe vor vierzig Jahren, als man Cormans Kino auch bei uns entdecken konnte, in Nacht- und Studentenvorstellungen, wo ein wenig von dem Geist konserviert war, für den sie einst gemacht wurden, den der amerikanischen Drive-Ins: "Seine Kunst liegt darin, allgemein übliche Produktionsbedingungen bis zum Wahnsinn zu betreiben. Wie weit man noch gehen kann mit den Konsumenten. Was wir zu schlucken und zu verdauen bereit sind. Und mit Vergnügen."

Plastische Kunst gefertigt aus toten Menschen

Mit seinem Wahnsinn hat er sogar Hitchcock geschlagen, noch vor dessen "Psycho" schuf er "Bucket of Blood" und "Little Shop of Horrors", zwei Komödien aus der New Yorker Künstlerkolonie, in denen es um die mörderisch unbedingte Kreativität geht - plastische Kunst gefertigt aus toten Menschen.

Ein Künstler, der sein Budget nicht beherrscht, taugt so wenig wie ein Produzent, der keine Kreativität hat, sagt Corman. Und hat Truffauts Adele H. und Bergmans "Schreie und Flüstern" in Amerika in die Kinos gebracht. Er ist der Pate des neuen amerikanischen Kinos, Scorsese und Coppola haben für ihn ihre frühen Filme gemacht, Demme und Bogdanovich, und bis heute sieht man Jack Nicholson an, wo seine Ursprünge im Kino liegen.

Das mit dem Schlock mag Corman nicht, er hat seine Kreaturen immer ernst genommen, deshalb tut es ihm irgendwie weh, dass er nun oft Filme produzieren soll wie "Sharktopus vs. Whalewolf", eine Kombination so unsinnig wie die von Batman und Superman. Am Dienstag wird Roger Corman neunzig Jahre alt.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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