Vorschlag-Hammer:Vermessen

Sich neben den Großereignissen Biennale, Documenta und Skulptur Projekte in der Münchner Museumslandschaft mit Ausstellungen zu behaupten, ist gar nicht so einfach

Von Evelyn Vogel

So spektakulär und publikumsträchtig wie in diesem Sommer kann man die Vermessung der Welt unter künstlerischen Gesichtspunkten selten erleben. Immer nur dann, wenn die drei Großereignisse Biennale, Documenta und Skulptur Projekte zusammentreffen. Was bekanntlich nur alle zehn Jahre geschieht, wenn sich die zwei-, fünf- und zehnjährigen Kunst-Umlaufbahnen von Venedig, Kassel und Münster überschneiden. Wie kann sich da die Münchner Museumslandschaft behaupten? Schließlich ist das hiesige Museumsvolk ja Teil des Kunst-Zirkus', der wie eine Karawane durchs Land mäandert. Das Lenbachhaus hat die Herausforderung politisch angenommen und zeigt im Kunstbau mit der Ausstellung After the Fact. Propaganda im 21. Jahrhundert (bis 17. September). Im Museum Brandhorst ist in der Schau Innovation von Kerstin Brätsch eine spannende malerische Standortbestimmung zu erleben (ebenfalls bis 17. September).

Mit der Überblicksschau des in Britisch-Guayana geborenen, in London lebenden Künstlers Frank Bowling im Haus der Kunst wird man von diesem Freitag an eine territoriale Setzung besichtigen können: Gezeigt werden mit Mappa Mundi Bowlings "Map Paintings" aus den spätern Sechzigerjahren. Irritierend ephemere ortsspezifische Arbeiten, die gesellschaftliche Machtverhältnisse hinterfragen, schafft der kanadische Künstler Abbas Akhavan; seine Arbeiten zeigt die Villa Stuck von 29. Juni an. Als gesellschaftskritische Abrechnung mit dem preußischen Militarismus zu lesen ist die neue Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum: Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz. Ein Zyklus, der die Ereignisse des 20. Juli 1944 aufgreift (von 22. Juni an).

Neben so viel künstlerisch-gesellschaftskritischer Positionierungen in den Museen gibt es passend zum Sommer noch ein paar Open-Air-Aktionen: Vom heutigen Donnerstag an huldigen sechs Künstler aus München und Berlin beim 14. RischArt-Projekt dem Parasympathikus, der auch "Herr des Schlafes" genannt wird, und verwandeln die Südwiese bei der Alten Pinakothek in einen Ruhepol (bis 16. Juli). Ob man jedoch am kommenden Wochenende dort noch viel Ruhe finden wird, ist etwas fraglich. Denn dann tobt drum herum das 3. Kunstareal-Fest (Samstag/Sonntag, 24./25. Juni). Vielleicht aber gerät gerade dieser Ruhepol zum Fixpunkt einer Vermessung des Areals, von dem man sich wünschen würde, dass es auch über das alljährliche Fest hinaus noch sichtbarer werden würde.

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